Das neue Pfandsystem sorgt für hitzige Debatten – mit einer Petition will die FPÖ nun eine Kehrtwende beim Flaschenpfand bewirken.
Seit Jahresbeginn 2025 ist das neue Einwegpfandsystem in Österreich Realität – doch die Kritik daran reißt nicht ab. Mit der Online-Petition „Flaschenpfand STOPPEN – Für fairen Konsum statt neuer Belastungen!“ macht nun die FPÖ mobil gegen die Regelung, die nach eigenen Angaben vor allem Familien, Pensionisten und Kleingewerbetreibende trifft. Unterstützt werden kann die Initiative online unter www.flaschenpfand-stoppen.at.
Pfandsystem sorgt für Mehrkosten und Bürokratie
Mit dem neuen Pfandsystem wurde ein ambitioniertes Ziel verfolgt: weniger Plastikmüll, höhere Recyclingquoten und eine Entlastung der Umwelt. Kritische Stimmen merken jedoch an, dass das Gegenteil erreicht werde. Vor allem kleinere Betriebe wie Trafiken, Würstelstände und Nahversorger kämpfen laut Branchenvertretern mit deutlich gestiegenen Kosten und erhöhtem bürokratischem Aufwand.
Ein Knackpunkt: Die Organisation des Pfandsystems liegt in den Händen der EWP Recycling Pfand Österreich gGmbH, einem Zusammenschluss großer Handels- und Getränkeunternehmen. Laut einer Analyse der Altstoff Recycling Austria (ARA) kommt es durch nicht eingelöste Pfandflaschen – den sogenannten „Pfandschlupf“ – zu millionenschweren Überschüssen bei der EWP. Offizielle Zahlen belegen, dass in den ersten Monaten deutlich weniger Gebinde zurückgegeben wurden als erwartet. Das führe zu steigenden Entsorgungskosten und einer spürbaren Belastung für Konsumenten.
„Es sollen 2,7 Milliarden Pfandgebinde ausgegeben werden, mit dem Ziel, 80 bis 90 Prozent davon – also rund 2,2 Milliarden – wieder zurückzubekommen. Daraus ergibt sich ein sogenannter ‚Pfandschlupf‘ von 550 Millionen Flaschen. Allein in diesem Bereich wird die EWP einen Deckungsbeitrag von 130 Millionen Euro lukrieren. Rechnet man die 45 Millionen Euro Verlust der ARA hinzu, die nun ebenfalls der EWP zufließen könnten, ergibt das in Summe 175 Millionen Euro“, erklärte Fürtbauer und ergänzte: „Für die Großen rechnet sich das System sicher wieder. Zahlen müssen es aber wie immer der kleine Österreicher und der kleine Gewerbetreibende.“
Regionales Sammelsystem statt zentraler Zwang?
Kritiker bemängeln, dass vor allem ländliche Regionen unter den neuen Regelungen leiden. Gemeinden außerhalb von Wien hatten schon vor Einführung des Pfandsystems gute Sammelquoten erreicht. Doch das neue, zentrale System mache bestehende regionale Lösungen zunichte und schaffe zusätzliche Probleme.
Ein Beispiel liefert Tirol: Dort musste ein traditioneller Krampuslauf mit über 5.000 Besuchern abgesagt werden – der organisatorische Aufwand durch zusätzliche Pfandrückgabestellen war nicht mehr zu stemmen. Auch im Handel mehren sich Beschwerden über Platzmangel und hohe Rücknahmegebühren.
Laut FPÖ soll stattdessen auf bestehende Sammelinfrastruktur gesetzt werden, ergänzt um gezielte Förderungen für Mehrweg-Systeme, um sowohl Umwelt- als auch Konsumenteninteressen gerecht zu werden.
Wer profitiert wirklich vom Pfand?
Ein wesentlicher Kritikpunkt: Während Konsumenten beim Einkauf draufzahlen und kleine Betriebe unter Mehraufwand leiden, profitieren große Konzerne von übrig gebliebenen Pfandgeldern. Laut einer Berechnung könnten jährlich über 130 Millionen Euro aus nicht eingelösten Pfandbeträgen bei der EWP landen. Dazu kommen Materialerlöse, die ohne klare Transparenz an die Konzerne fließen. Für Verbraucher und KMUs bleibt oft nur der Kostenanstieg.
Auch Transparenzfragen sorgen für Misstrauen: Eine parlamentarische Anfrage an das Umweltministerium blieb ohne konkrete Antworten zur Kostenstruktur und Kontrolle des Systems.
Offene Fragen bleiben bestehen
Unabhängig von politischen Standpunkten zeigt sich: Das neue Flaschenpfand in Österreich bleibt umstritten. Die Petition der FPÖ ist Ausdruck eines wachsenden Unmuts in Teilen der Bevölkerung und des Mittelstands. Ob das Pfandsystem letztlich reformiert oder abgeschafft wird, bleibt offen. Sicher ist jedoch: Die Diskussion um fairen Konsum, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit wird weiter an Brisanz gewinnen.