Die EU plant, Begriffe wie „Veggie-Burger“ zu verbieten – foodwatch warnt vor Lobbyismus und fordert Orientierung statt Einschränkung.
Die EU sorgt für Diskussionen: Bezeichnungen wie „Veggie-Burger“, „Tofu-Wurst“ oder „Seitan-Schnitzel“ könnten bald verboten werden. Hintergrund ist ein Gesetzesvorschlag, der Begriffe wie „Burger“ oder „Schnitzel“ ausschließlich Fleischprodukten vorbehalten will. foodwatch Österreich kritisiert diese Pläne scharf und fordert die EU-Abgeordneten auf, das Vorhaben zu stoppen.
„Wir appellieren an Minister Norbert Totschnig, den Hausverstand walten zu lassen und diesen Irrsinn nicht weiter zu unterstützen“, so Indra Kley-Schöneich, Leiterin von foodwatch Österreich in einer aktuellen Aussendung. Österreich selbst hatte die Initiative im EU-Landwirtschaftsrat zusammen mit Tschechien, Ungarn, Italien und der Slowakei unterstützt. Offiziell soll damit der Schutz der tierischen Produkte und der Verbraucher gewährleistet werden.
Kritik: Kein Verbraucherschutz, sondern Lobbyismus
foodwatch warnt: „Das ist kein Verbraucherschutz, sondern ein Geschenk an die Fleischindustrie. Niemand kauft versehentlich ein Seitan-Schnitzel, weil er glaubt, es sei ein Schweinsschnitzel. Diese Verbotspläne bremsen die boomende Nachfrage nach pflanzlichen Alternativen – auf Kosten von Konsument:innen und Klimaschutz.“
Tatsächlich zeigt eine Umfrage des europäischen Verbraucherverbandes BEUC, dass 80 Prozent der EU-Bürger kein Problem damit haben, pflanzliche Produkte als Burger oder Schnitzel zu bezeichnen, solange sie korrekt als vegan oder vegetarisch gekennzeichnet sind.
Wirtschaftliche Risiken für Lebensmittelbranche
Neben dem Konsumentenschutz spielt auch der wirtschaftliche Aspekt eine Rolle. Handelsverbände, Einzelhändler und Produzenten warnen, dass ein Verbot die Pflanzenkost-Branche erheblich belasten würde. Gebräuchliche Begriffe wie „Veggiewürstel“ oder „Plant-based-Steak“ bieten Orientierung beim Einkauf. Umständliche Ersatznamen wie „pflanzliche Bratstücke mit Panade“ oder „Grillquadrate“ könnten Verwirrung stiften und Umsatzverluste verursachen.
Organisationen wie der Verein für Proteinvielfalt, in dem große Handelsketten wie Spar, Rewe, Hofer und Lidl vertreten sind, warnen vor einem Rückschritt für die Lebensmittelwirtschaft. Gleichzeitig könnte das Verbot Innovationen im pflanzlichen Segment bremsen und den wachsenden Markt für Fleischalternativen verlangsamen.
Alternative Maßnahmen sinnvoller
foodwatch betont, dass klarere Kennzeichnungen wie der Nutri-Score, Angaben zu Herkunft und Tierhaltung oder Informationen zu Shrinkflation weit mehr Orientierung bieten würden als ein simples Bezeichnungsverbot. So könnten Konsumenten tatsächlich informierte Entscheidungen treffen, ohne dass Produkte künstlich umbenannt werden müssen.
Lobbyismus versus Konsumenteninteressen
Die geplanten Verbote bei „Veggie-Burger“ und Co. zeigen einmal mehr, wie politische Lobbyinteressen den Konsum von pflanzlichen Produkten beeinflussen können. Verbraucher:innen, Handelsunternehmen und NGOs wie foodwatch fordern: Orientierung statt Einschränkung. Für Konsumenten, Wirtschaft und Klima könnte ein Stopp dieser absurden Vorschläge nur Vorteile bringen.