Lebensmittelpreise in Österreich steigen weiter. Foodwatch fordert jetzt konkrete Maßnahmen wie steuerfreies Obst und Gemüse sowie klare Regeln gegen Shrinkflation
Ein einfacher Einkauf im Supermarkt fühlt sich für viele Österreicher mittlerweile wie ein kleiner Luxus an. Ein Netz Äpfel, ein Laib Brot, etwas Käse – und schon ist der Zwanziger weg. Die Lebensmittelpreise in Österreich steigen weiter unaufhaltsam, und das nicht nur gefühlt. Die NGO foodwatch schlägt Alarm: „Die Teuerung ist real – und der politische Gestaltungswille fehlt.“
Während sich Millionen Menschen fragen, wie sie ihre nächste Mahlzeit finanzieren sollen, bleibt die Politik vage. Finanzminister Markus Marterbauer deutete zuletzt mögliche Eingriffe an – konkrete Entlastungen blieben aber bislang aus.
Obst und Gemüse steuerfrei – eine einfache Maßnahme mit großer Wirkung
Die Forderung von foodwatch Österreich ist klar: Umsatzsteuer runter – am besten auf null – für Obst und Gemüse. Das würde nicht nur die Inflation dämpfen, sondern gleichzeitig zu einer gesünderen Ernährung beitragen.
Indra Kley-Schöneich, Geschäftsführerin von foodwatch Österreich, bringt es auf den Punkt: „Ein steuerfreier Apfel ist nicht nur gesund – er ist auch sozial gerecht.“
Österreich hinke hier deutlich hinterher. Länder wie Deutschland, Spanien oder Polen hätten bereits Maßnahmen zur Reduktion oder Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel gesetzt. In Österreich? Fehlanzeige.
Shrinkflation: Weniger drin, gleicher Preis
Ein weiteres Problem ist laut foodwatch die sogenannte Shrinkflation: Hersteller verkleinern den Inhalt ihrer Produkte, der Preis bleibt gleich – oder steigt sogar. Das führt dazu, dass Konsumenten immer weniger für ihr Geld bekommen, ohne dass es klar ersichtlich ist.
Das Paradebeispiel: Milka Alpenmilch-Schokolade. Weniger Gramm, höherer Preis – und dafür gab’s von foodwatch 2025 den „Goldenen Windbeutel“, eine Auszeichnung für besonders dreiste Verbrauchertäuschung.
„Genug getrickst – wenn weniger drin ist, muss das klar draufstehen!“, fordert foodwatch. Zwar sei die gesetzliche Kennzeichnungspflicht im Regierungsprogramm enthalten – umgesetzt wurde sie bislang jedoch nicht.
Ernährungsarmut in Österreich: 1,1 Millionen Menschen betroffen
Besonders dramatisch ist die Situation für sozial schwächere Haushalte. Laut foodwatch leben rund 1,1 Millionen Menschen in Österreich in Ernährungsarmut – das heißt: gesunde Ernährung ist für sie schlicht nicht mehr leistbar.
Und das bleibt nicht ohne Folgen: Schlechte Ernährung führt langfristig zu steigenden Gesundheitskosten, etwa durch Übergewicht, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein Problem, das die gesamte Gesellschaft belastet – auch finanziell.
Die Lösungen liegen auf dem Tisch – jetzt braucht es Mut zur Umsetzung
Der Druck auf die Konsumentinnen und Konsumenten steigt – und mit ihm die Frustration über politische Untätigkeit. Die Lösungen sind längst bekannt: Steuerfreie Grundnahrungsmittel, klare Kennzeichnung von Mogelpackungen und gezielte Entlastung der Schwächsten. Was fehlt, ist der Wille zur Umsetzung.
„Wer es mit der Entlastung der Bevölkerung ernst meint, darf nicht länger zögern“, so Kley-Schöneich abschließend.