Ein Linzer muss 18 Monate auf seine Hüftoperation warten – außer er zahlt 6.000 Euro selbst.
Ein aktueller Fall aus Linz sorgt für Aufsehen: Ein 63-jähriger Mann muss eineinhalb Jahre auf eine dringend benötigte Hüftoperation warten – es sei denn, er zahlt 6.000 Euro aus eigener Tasche. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die Problematik langer Wartezeiten im österreichischen Gesundheitssystem und die wachsende Rolle von Zusatzversicherungen.
Vom Alltagsschmerz zur Notwendigkeit
Der Linzer litt über ein Jahr lang unter starken Hüftschmerzen, die er zunächst mit Schmerzmitteln zu lindern versuchte. Erst nach monatelanger Wartezeit in der orthopädischen Ambulanz eines städtischen Krankenhauses wurde klar: Ein künstliches Hüftgelenk ist dringend notwendig. Doch der nächste freie Operationstermin wäre erst in rund 18 Monaten.
„Ich habe fast 40 Jahre meine Beiträge gezahlt, war fast nie im Krankenstand und auch nie arbeitslos. Und wenn man einmal was braucht, wird man benachteiligt, nur weil man es sich nicht leisten kann“, erzählt der 63-Jährige.
Zusatzkosten gegen Zeitersparnis
Die behandelnden Ärzte machten dem Patienten ein Angebot: Mit einer Zusatzversicherung oder einer Selbstzahlung von 6.000 Euro könnte die Operation zeitnah durchgeführt werden. Ohne diese Möglichkeit bleibt den Betroffenen nur das lange Warten – mit Schmerzen, eingeschränkter Mobilität und möglicher Arbeitsunfähigkeit, die sowohl für Arbeitgeber als auch die Gesundheitskasse zusätzliche Kosten verursachen.
AK-Präsident Andreas Stangl kritisiert die Situation scharf:
„Es ist unverantwortlich, dass jemand über einen langen Zeitraum solche Schmerzen hat und sich dann eine dringend benötigte Operation auch noch selbst bezahlen soll. Hier läuft einiges schief in unserem Gesundheitssystem. Ich sehe hier auch die Landespolitik in der Verantwortung, die Wartezeiten für alle Patientinnen und Patienten deutlich zu reduzieren und der Geschäftemacherei auf Kosten der Versicherten einen Riegel vorzuschieben. Gesundheit darf nicht vom Einkommen anhängig sein.“
Die wirtschaftliche Dimension
Lange Wartezeiten haben nicht nur persönliche, sondern auch wirtschaftliche Folgen: Arbeitsausfälle durch Schmerzen erhöhen die Kosten für Unternehmen und das Gesundheitssystem. Gleichzeitig profitieren private Anbieter von jenen, die bereit oder gezwungen sind, hohe Zusatzkosten zu zahlen. Eine faire und effiziente Lösung könnte sowohl die Belastung der Patienten senken als auch die Gesamtkosten für die Gesellschaft reduzieren.
Der Fall des 63-jährigen Linzers verdeutlicht: Gesundheitsversorgung darf nicht vom Geldbeutel abhängen. Staatliche Verantwortung, klare Regelungen und Maßnahmen zur Reduzierung von Wartezeiten sind notwendig, um Patienten fair und zeitnah zu behandeln. Für viele Bürgerinnen und Bürger ist dies eine Frage von Gesundheit, Lebensqualität und sozialer Gerechtigkeit.