Die Finanz

Bis zu 450.000 Euro pro Jahr: ORF-Rekordgagen sorgen für Kritik

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Der ORF musste seine “Großverdienerliste” vorlegen. Wie gesetzlich vorgeschrieben, wurden am Osterwochenende alle Gagen ab 170.000 Euro Jahresbrutto an das Kanzleramt übermittelt. 

Der ORF hat erstmals seinen “Transparenzbericht” an das Bundeskanzleramt übermittelt und damit die Liste der Topverdiener offengelegt. Im Jahr 2023 verdienten demnach 62 der über 4.000 ORF-Mitarbeiter mehr als 170.000 Euro im Jahr.  Absoluter Spitzenverdiener ist Ö3-Moderator Robert Kratky mit 443.000 Euro Jahresbrutto. An zweiter Stelle folgt der Sicherheits- und Bauverantwortliche Pius Strobl mit einem Jahresbrutto von 425.000 Euro.

“Elite-Gagen geradezu obszön”

Die fürstlichen Gagen einiger ORF-Mitarbeiter stoßen nun auf heftige Kritik. „Wenn man bedenkt, dass das durchschnittliche Bruttoeinkommen der Österreicher in Vollzeitbeschäftigung bei etwa 57.000 Euro liegt, dann sind die nun offengelegten Gagen der ORF-Eliten geradezu obszön“, meint FPÖ-Mediensprecher und Generalsekretär NAbg. Christian Hafenecker in einer aktuellen Aussendung des Freiheitlichen Parlamentsklubs.

Auf Unverständnis stoßen auch die Nebeneinkünfte, die ebenfalls offengelegt werden mussten. „Wenn ich hier sehe, dass Gagenkaiser Kratky zu seinen 450.000 Euro Jahresgehalt durch Nebenjobs noch einmal über 100.000 Euro kassiert oder der grüne Vize-Gagenkaiser Pius Strobl neben seiner 430.000-Euro-Apanage noch einmal 2.500 Euro monatlich dazuverdient, dann ist das wirklich nicht verständlich. Leute wie Kratky, Armin Wolf oder Ö3-Moderator Knoll, der nebenbei noch zusätzliche 115.000 Euro casht, haben ihre Bekanntheit dem ORF zu verdanken – ohne ihre Arbeit dort kämen sie für Werbeverträge oder andere Top-Nebenjobs nicht in Frage. Eigentlich sollte man hier überlegen, ob man die Zusatzjobs nicht mit der ORF-Gage gegenrechnen sollte“, regte Hafenecker an.

ORF ist Gagenparadies

Während vielerorts der Sparstift angesetzt wird, sieht es am Küniglberg ganz anders aus. Wie es in der Aussendung des Freiheitlichen Parlamentsklubs weiter heißt, habe man im ORF ein wahres Gagenparadies geschaffen. „Das ist natürlich nicht von selbst passiert und ist auch nur möglich, weil ÖVP und Grüne, aber auch die SPÖ in der Vergangenheit den Nährboden dafür geschaffen haben. Das war einerseits die GIS-Gebühr und ist heute die Haushaltsabgabe, die den Topf für die Gehälter der ORF-Bonzen füllt. Mit dem Umstieg auf die ORF-Zwangssteuer wurden zusätzlich noch über 500.000 Haushalte zu Abgabenzahlern gemacht, die davor keine GIS-Gebühr bezahlt haben. Aber von irgendwo muss das Geld ja kommen, um ein ORF-Durchschnittseinkommen von 91.000 Euro zahlen zu können“, kritisierte Hafenecker. Er erwartet sich von der Regierung Konsequenzen.

Volkspartei fordert Ende exorbitanter Gagen im ORF

Mit der von Medienministerin Susanne Raab in die Wege geleiteten Gebührentransparenz werden die Auswüche nun deutlich sichtbar. Christian Stocker, Generalsekretär der Volkspartei, spricht sich in einer Aussendung für ein Ende der exorbitanten ORF-Gagen aus. „Es liegt an der Führung des ORF aufzuklären, wer diese Traumgagen genehmigt hat und wie sie zustande gekommen sind. ORF-Generaldirektor Weißmann muss mit diesen Gehaltsauswüchsen aufräumen. Zudem müssen auch die Nebenjobs hinterfragt werden: Ist es wirklich notwendig, dass ORF-Spitzenverdiener zusätzlich zu ihrem exorbitant hohen Gehalt auch noch Nebeneinkünfte erhalten, indem sie etwa ein Buch schreiben und das dann auch noch gratis im ORF bewerben? Sind die Nebeneinkünfte mit dem Vollzeitjob im ORF zeitlich vereinbar? Wie wird die notwendige Unabhängigkeit gewährleistet? In diesen Fragen ist mehr Transparenz notwendig“, erklärt Christian Stocker, Generalsekretär der Volkspartei.

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Caroline Lechner
Caroline Lechner
Journalist, Redakteur und Herausgeber. E-Mail: [email protected]