EU-weite Aktion gegen Umsatzsteuerbetrug: Wiener Unternehmen im Visier

Wien Teil europaweiter Steuerfahndung gegen Betrug.

Wien war einer der Schauplätze einer großangelegten EU-weiten Aktion gegen Umsatzsteuerbetrug. Unter dem Decknamen „Operation Escape Room“ führten die Steuerfahndung des Amtes für Betrugsbekämpfung (ABB) gemeinsam mit der Spezialeinheit WEGA Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmemaßnahmen an vier Wiener Standorten durch. Hintergrund der Maßnahmen ist ein Ermittlungsverfahren der Europäischen Staatsanwaltschaft (EUStA) gegen mehrere Unternehmen und deren Vertreter wegen des Verdachts, an einem grenzüberschreitenden Umsatzsteuerbetrugssystem beteiligt zu sein.

Insgesamt wurden bei der koordinierten Aktion, die sich über 39 Einsatzorte in Deutschland, Polen, den Niederlanden, Belgien, Lettland und Österreich erstreckte, acht Personen festgenommen, wie das Bundesministerium für Finanzen in einer aktuellen Aussendung mitteilt. Allein in Österreich richtet sich das Verfahren gegen fünf Beschuldigte. Der mutmaßliche Schaden liegt in Millionenhöhe.

Ein europaweites Netzwerk im Visier

Die Ermittlungen richten sich gegen ein angeblich europaweit agierendes Firmengeflecht. Hunderte Strohfirmen in mehreren Ländern, gefälschte Dokumente und fiktive Rechnungen sollen eingesetzt worden sein, um Steuerzahlungen zu umgehen. Zwei österreichische Unternehmen sollen dabei als sogenannte „Conduit Companies“ fungiert haben – also als Zwischenglieder innerhalb der Lieferkette, um Waren- und Geldflüsse zu verschleiern. Betroffen waren vor allem Lieferungen aus der Elektronik- und Mobilfunkbranche.

Neben Umsatzsteuerbetrug stehen auch Geldwäschevorwürfe im Raum. Ermittler gehen davon aus, dass Gewinne aus den betrügerischen Geschäften über zahlreiche Konten und Firmen verschoben wurden. In Belgien sollen etwa 47 Millionen Euro Steuern hinterzogen worden sein, in den Niederlanden rund 14,5 Millionen Euro. Beim Geldwäscheverdacht summiert sich der mutmaßliche Schaden auf fast 80 Millionen Euro.

Umfangreiche Beweissicherung

Bei den Maßnahmen in Wien waren 20 Fahnder der Steuerfahndung sowie der IT-Fahndung des ABB beteiligt. Sie sicherten umfangreiches Beweismaterial – von Unterlagen über elektronische Daten bis hin zu digitalen Kontoinformationen. Diese Informationen werden nun ausgewertet und gemeinsam mit der Europäischen Ermittlungsgruppe weiterverarbeitet.

Die Aktion zeigt eindrücklich, wie wichtig internationale Zusammenarbeit ist. Steuerbetrug ist nicht nur ein nationales Problem, sondern ein europaweites Phänomen. Mit solchen koordinierten Einsätzen wollen die Behörden deutlich machen, dass illegale Machenschaften keine Chance haben.

Internationale Zusammenarbeit als Schlüssel

Finanzminister Markus Marterbauer betont, dass Steuerbetrug eine Frage der Gerechtigkeit ist: „Null Toleranz bei Steuerbetrug – Operation Escape Room zeigt, wie entscheidend internationale Kooperation in diesem Feld ist.“ Die Ermittlungen laufen weiter, und es ist davon auszugehen, dass noch weitere Schritte folgen werden, um das Netzwerk endgültig aufzudecken.

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Caroline Lechner
Journalist, Redakteur und Herausgeber. E-Mail: [email protected]