Eine 4,5 Meter lange Einkaufsrechnung macht vor dem Wirtschaftsministerium in Wien auf die drastisch steigenden Lebensmittelpreise aufmerksam – über 20.000 Menschen fordern endlich leistbare Preise.
Wien steht aktuell im Zeichen eines symbolischen Protestes gegen die steigenden Lebensmittelpreise. Die zivilgesellschaftliche Organisation #aufstehn hat vor dem Wirtschaftsministerium eine 4,5 Meter lange Einkaufsliste ausgerollt, um auf die enorme Teuerung aufmerksam zu machen. Mehr als 20.000 Menschen unterzeichneten den Appell „Lebensmittel wieder leistbar machen!“.
Michael Fedorcio von #aufstehn betont: „Wir brauchen dringend Maßnahmen, die Lebensmittel jetzt wieder leistbar machen. Weder die bisher angekündigte Shrinkflation-Kennzeichnung, noch die Abschaffung des sogenannten Österreich-Aufschlags bringen eine schnelle Entlastung. Wirtschaftsminister Hattmannsdorfer muss jetzt handeln.“
Bisherige Maßnahmen greifen nicht – Lebensmitteleinkauf wird Luxus
Die Kosten für einen durchschnittlichen wöchentlichen Lebensmitteleinkauf haben sich seit 2021 nahezu verdoppelt. Für viele Menschen ist der Einkauf mittlerweile zu einer Belastung geworden, die über das übliche Budget hinausgeht. Laut Volkshilfe Wien können sich inzwischen über 300.000 Menschen in Österreich keine ausgewogene Mahlzeit mehr leisten. Besonders betroffen sind Frauen, Familien und Pensionisten – also jene, die Tag für Tag die Gesellschaft am Laufen halten.
Tanja Wehsely, Geschäftsführerin der Volkshilfe Wien, warnt: „Wenn Lebensmittel unleistbar werden, raubt das Zukunft. Denn jedes fünfte Kind in Österreich ist armutsbetroffen. Wir brauchen daher leistbare und gesunde Lebensmittel – bei immer mehr Menschen geht es längst nicht mehr ums Leben, sondern ums Überleben.“
Millionengewinne der Lebensmittelkonzerne – Lösungen liegen auf der Hand
Die enormen Gewinne von Handelsketten wie Spar und REWE im Jahr 2024 verdeutlichen die Schieflage: Mit diesen Profiten könnte man allen Kindern in Österreich fast ein Jahr lang täglich ein Mittagessen im Kindergarten finanzieren.
Dass es auch anders geht, zeigt MILA Mitmach-Supermarkt, eine demokratische Genossenschaft, die ohne Profitmaximierung arbeitet. Brigitte Reisenberger erklärt: „Wir wirtschaften gemeinschaftlich, schaffen faire Preise und transparente Lieferketten. Damit solche Ansätze wachsen können, braucht es gezielte politische Unterstützung, um gemeinschaftlich organisierte Lebensmittelmärkte zu fördern und Marktkonzentration entgegenzuwirken.“
Symbolischer Protest – Rechnung auf dem Tisch
Für die Übergabe der symbolischen Einkaufsliste ließ sich Minister Hattmannsdorfer entschuldigen. „Wir hätten dem Minister gerne persönlich erklärt, warum es endlich gezielte Maßnahmen braucht, um die Menschen bei den Lebensmittelkosten zu entlasten. Doch auch wenn er heute nicht gekommen ist – die Rechnung liegt jetzt auf dem Tisch“, so Fedorcio.
Mit dieser Aktion wird klar: Die steigenden Lebensmittelpreise sind längst keine abstrakte Debatte mehr, sondern ein Existenzproblem für viele Haushalte. Jetzt liegt der Ball bei der Politik, um faire Preise, leistbare Lebensmittel und Transparenz in der Wertschöpfungskette umzusetzen.