Foodwatch fordert Nullsteuersatz: Obst und Gemüse sollen endlich leistbar werden

Foodwatch Österreich fordert eine Mehrwertsteuer-Befreiung auf Obst und Gemüse. Die Maßnahme soll Ernährung fairer, gesünder und nachhaltiger machen – eine Petition läuft bereits.

Gesund essen darf keine Frage des Einkommens sein – mit dieser klaren Botschaft wendet sich foodwatch Österreich an die Politik. Die Verbraucherschutzorganisation fordert einen Nullsteuersatz auf Obst und Gemüse – und sieht darin einen entscheidenden Hebel für eine gerechtere und gesündere Ernährungspolitik. Die Forderung ist Teil einer breiten Kampagne, die bereits mit einer Petition an die Bundesregierung gestartet wurde.

Gesunde Ernährung – für viele unleistbar

Laut foodwatch leben in Österreich rund 1,1 Millionen Menschen in Ernährungsarmut – etwa 420.000 davon in extremer Form. „Der Zugang zu gesunden Lebensmitteln darf nicht vom Geldbörserl abhängen. Eine gesunde Ernährung ist ein Grundrecht und keine Frage des Einkommens“, betont Indra Kley-Schöneich, Geschäftsführerin von foodwatch Österreich. Und sie hat gute Gründe für ihre Forderung.

Warum der Nullsteuersatz sinnvoll ist

Foodwatch nennt gleich drei starke Argumente:

1. Sozial gerecht

Menschen mit geringem Einkommen geben bis zu 22 Prozent ihres Budgets für Lebensmittel aus. Eine Steuerbefreiung entlastet diese Haushalte unmittelbar – und sorgt für mehr Gleichheit beim Zugang zu gesunder Ernährung.

2. Gesundheitlich notwendig

Österreichs Bevölkerung isst deutlich zu wenig Obst und Gemüse. Laut österreichischem Ernährungsbericht wird nicht einmal die Hälfte der empfohlenen Tagesmenge erreicht. Die Folge: Zivilisationskrankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck nehmen zu – und belasten das Gesundheitssystem massiv. Studien zeigen, dass niedrigere Preise den Obst- und Gemüsekonsum um bis zu 30 Prozent erhöhen können.

3. Klimafreundlich

Obst und Gemüse verursachen deutlich weniger Treibhausgase als tierische Produkte. Rund 60 Prozent der landwirtschaftlichen Emissionen entstehen durch Fleisch und Milch. Eine steuerliche Förderung pflanzlicher Lebensmittel wäre daher auch ein Beitrag zum Klimaschutz.

Österreich hinkt hinterher

Andere Länder zeigen längst, dass es anders geht: In Spanien, Luxemburg oder Großbritannien gilt bereits ein reduzierter oder gar kein Mehrwertsteuersatz auf gesunde Lebensmittel. Österreich gehört hier im EU-Vergleich zu den Nachzüglern – trotz ambitionierter Worte im Regierungsprogramm.

Handel unterstützt Vorstoß

Rückenwind bekommt foodwatch aus dem Einzelhandel: Mehrere große Handelsunternehmen sowie der WWF Österreich haben sich jüngst für eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte ausgesprochen. Der Clou: Sie haben zugesichert, den steuerlichen Vorteil voll an die Konsumenten weiterzugeben. Es liegt nun an der Politik, die dringend benötigte Reform der Umsatzsteuer in Österreich anzugehen.

Info: Die Petition „Null Steuern auf Obst und Gemüse“ ist bereits online – jetzt unterstützen auf foodwatch.org

 

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Caroline Lechner
Journalist, Redakteur und Herausgeber. E-Mail: [email protected]