Die Zahl an Leerständen in den Innenstädten nimmt weiter zu. Vor allem kleinere Gemeinden sind stark betroffen.
Die Handelsflächen sind seit 2018 rückläufig. Die hohe Inflation und die daraus resultierende Immobilienkrise haben den Strukturwandel nach der Corona-Pandemie befeuert. Der “City-Retail-Report Österreich” zeigt, das im Vorjahr in den wichtigsten Einkaufsstraßen rund 9.000 m² Shopflächen verloren gingen. “Dabei sind 90& der Ortskerne und Peripherien in den ländlichen Regionen noch gar nicht berücksichtigt, wo sich das tatsächliche Ausmaß aufgrund langer Laufzeiten bei Miet- und Pachtverträgen erst noch zeigen wird”, fasst Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will zusammen.
Im Rahmen des jährlichen “S+M City Retail Health Check”, der gemeinsam mit dem Handelsverband präsentiert wird, wurden 24 Geschäftsbereiche (Einkaufsstraßen) und 16 ausgewählte Kleinstädte mit insgesamt 13.300 Shops auf einer Fläche von rund zwei Millionen Quadratmetern analysiert. Das Ergebnis zeigt, dass viele Flächen vom Handel weggehen.
Händler ziehen aus, andere Branchen ziehen ein
Die Leerstandsquote ging in den 40 untersuchten Innenstädten minimal von 6,8 Prozent auf 6,7 Prozent zurück. “Das liegt aber vor allem daran, dass viele Geschäftslokale nach einem Leerstand nun in einer Umbauphase stecken, die oftmals weg vom Retail und hin zu anderen Nutzungen führt, etwa Arztpraxen oder Friseursalons. Der Leerstand geht also leicht zurück, aber die Flächen gehen weg vom Handel”, so Will. Da anstelle von Händlern zunehmend andere Branchen wie Kosmetik- und Fitnessstudios oder Büros in leerstehende Geschäfte einziehen, wird es für die Kunden immer unattraktiver, durch die Stadt zu bummeln und “Window-Shopping” zu betreiben.
Modehandel besonders betroffen
Der Modehandel nimmt in den Innenstädten fast die Hälfte aller Einzelhandelsflächen ein. Allerdings hat er seit 2024 in den heimischen Städten deutlich an den internationalen Onlinehandel verloren. “Ursächlich dafür ist sowohl die Teuerungskrise, aber auch ausbleibende Reformen und die lähmende Bürokratie, die den stationären Handel in Österreich stärker belastet als in allen anderen EU-Ländern”, sagt Branchensprecher Will.
Positive Shopflächenentwicklung in Wien, Dornbirn, Amstetten & Leoben
Aus dem “City-Retail-Report Österreich” geht hervor, dass nur noch acht Einkaufsstraßen in den letzten zehn Jahren an Shopflächen hinzugewonnen haben. Zu diesen zählen die Landstraßer Hauptstraße in Wien (+6,5 %), Dornbirn (+5,9 %), Wien, City (+2,7 %), Amstetten (+2%) und Leoben (+1,4%).
Die größten Shopflächen-Verluste in den letzten zehn Jahren gab es in St. Pölten (-28,1%), Wiener Neustadt (-20,9%), Steyr (-17,3%), Krems (-14,8%) sowie in Villach (-10,7%).
Die Mariahilfer Straße in Wien führt das österreichische Verkaufsflächenranking an, hat aber in den letzten zwei Jahren massiv an Verkaufsfläche verloren (-6%) und liegt damit nur noch knapp vor der Wiener City. Dahinter reihen sich Graz, Linz und Innsbruck.
Shopflächen gehen weiter zurück
Auch für 2024 wird ein Schrumpfen der Shopflächen in den Städten erwartet. “Hotels, Büros oder Wohnungen könnten Shopflächen ersetzen. Es werden auch vermehrt Retail-Einzelkämpfer das Feld räumen, das Straßenbild wird sich dadurch wohl weiter deutlich ändern”, prognostiziert Experte Hannes Lindner. “Eines lehren uns die Zahlen der letzten Jahre: Shopflächen allein bestimmen nicht das Leben und die Frequenz der City; die Multifunktionalität der City kann einiges an Frequenz gut machen. City-Resilienz wird zukünftig durch City-Multifunktionalität definiert!”