Befristete Mietverträge setzen Mieter unter Druck: Hohe Kosten, Rechtsunsicherheit und fehlender Schutz. Die AK Oberösterreich fordert endlich klare Regeln.
Wer zur Miete lebt, wünscht sich Stabilität und faire Bedingungen – doch für viele Mieter bleibt das eine Illusion. Eine aktuelle Presseaussendung der Arbeiterkammer Oberösterreich zeigt: Befristete Mietverträge werden zunehmend zur Belastung für Mieter und höhlen den Mieterschutz immer weiter aus.
Befristete Mietverträge als Dauerproblem
Für tausende Mieter bedeutet ein befristeter Mietvertrag vor allem eines: ständige Unsicherheit. Besonders betroffen sind Menschen, die aus beruflichen Gründen umziehen und am freien Wohnungsmarkt kaum Alternativen haben.
Ein aktueller Fall aus der Beratung der Arbeiterkammer Oberösterreich zeigt deutlich, wie belastend befristete Mietverträge sein können: Ein junges Elternpaar musste aus beruflichen Gründen nach Oberösterreich umziehen. Weil keine günstige Gemeindewohnung verfügbar war, blieb ihnen nur der private Wohnungsmarkt. Dort fanden sie zwar eine passende Wohnung, allerdings zu einem hohen Mietpreis und mit einer Befristung auf drei Jahre. In der Hoffnung, dass der Vertrag nach Ablauf verlängert wird, investierte die junge Familie viel Geld in Möbel und eine neue Einrichtung. Sie bauten sich ein Zuhause auf, ihre Kinder gewöhnten sich gut ein, fanden Freunde im Kindergarten und Sportverein. Doch nach zweieinhalb Jahren die unangenehme Überraschung: Der Vermieter bot zwar eine Vertragsverlängerung an, verlangte dafür jedoch eine Mieterhöhung von 90 Euro pro Monat. Diese Zusatzbelastung mussten die Eltern zähneknirschend akzeptieren – ein Umzug wäre noch kostspieliger gewesen.
AK-Präsident Andreas Stangl bringt es auf den Punkt:
Mieterinnen und Mieter werden häufig doppelt zur Kasse gebeten. Wird der Vertrag verlängert, drohen Mieterhöhungen, zusätzlich zu den indexbasierten Erhöhungen. Wird er nicht verlängert, kommen Kaution, Übersiedelungskosten und soziale Belastungen dazu.“
Angst statt Rechtssicherheit
Hinzu kommt ein alarmierender Nebeneffekt: Viele Mieter verzichten aus Angst vor einer Nichtverlängerung auf ihre Rechte. Trotz Schimmel, Mängeln oder Reparaturbedarf wird oft nichts reklamiert, aus Sorge, den Mietvertrag nicht verlängert zu bekommen. „Das untergräbt die Grundprinzipien des Mieterschutzes und sorgt für ein Klima der Abhängigkeit“, kritisiert Stangl.
Auch Fachportale wie Immowelt bestätigen: Befristete Mietverhältnisse werden immer häufiger zum Druckmittel für Mieterhöhungen, da bei jeder Verlängerung eine Neufestsetzung des Mietzinses droht.
Kleine Reform, großes Problem bleibt bestehen
Die Bundesregierung plant zwar, die Mindestlaufzeit von derzeit drei auf fünf Jahre zu verlängern – ein Schritt in die richtige Richtung. Doch die AK Oberösterreich sieht weiteren Handlungsbedarf: Befristete Verträge bei institutionellen Vermietern wie Immobilienkonzernen oder Versicherungen sollen komplett verboten werden. „Wer Wohnungen im großen Stil besitzt und vermietet, soll nicht das Recht haben, Menschen in prekäre Wohnverhältnisse und dauernde Unsicherheit zu drängen“, so Stangl. Nur Privatpersonen sollen weiterhin befristete Mietverträge abschließen dürfen – etwa für den Eigenbedarf, Kinder oder Enkel.
Was Mieter jetzt schon tun können
Um die schlimmsten Folgen zu vermeiden, empfiehlt die Arbeiterkammer Oberösterreich folgende Tipps:
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Verhandlung statt Hinnahme: Unbefristete Mietverträge verlangen oder längere Befristungen (mindestens fünf Jahre) aushandeln.
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Kündigungsrechte sichern: Ohne Zusatzklausel ist eine Kündigung erst nach einem Jahr erlaubt.
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Nach dem Auszug den Mietzins prüfen lassen – vor allem im Anwendungsbereich des Mietrechtsgesetzes.
Weitere Informationen gibt es direkt bei der Arbeiterkammer Oberösterreich.