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Tourismus schlägt Alarm: Mitarbeiter-Mangel führt zu wirtschaftlichem Schaden

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Die österreichische Tourismusbranche leidet unter akutem Personalmangel. Laut Österreichischer Hoteliervereinigung droht dem Land ein enormer volkswirtschaftlicher Schaden, wenn offene Stellen nicht besetzt werden können.

Die österreichische Tourismusbranche steht vor einem großem Problem. Aufgrund des Personalmangels kann fast jedes zweite Hotel nicht alle offenen Stellen besetzen. Dies zeigt eine Befragung des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria, bei der 258 Hotels aus ganz Österreich angaben, dass im Service, an der Rezeption, in der Küche sowie auf der Etage nicht alle vakanten Stellen besetzt werden können. Die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) schlägt Alarm. Gelingt es nicht, alle offenen Stellen zu besetzen, droht dem Tourismusstandort Österreich enormer wirtschaftlicher Schaden.

Personalmangel im Service wirkt sich laut 53 Prozent der befragten Hotels stark auf den Umsatz aus. Für Personalmangel in der Küche und an der Rezeption geben dies 45 bzw. 28 Prozent an.„Buffet statt à la carte kostet genauso Umsatz, wie wenn das Speisenangebot, die Öffnungszeiten oder die Zahl der angebotenen Zimmer reduziert werden müssen oder der Vertrieb nicht im vollen Umfang gewährleistet ist“, erklärt Walter Veit, Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung.

Enormer Umsatzrückgang

Wie die ÖHV in einer aktuellen Aussendung informiert, gaben knapp 30 Prozent der Hotels einen Umsatzrückgang von 5 bis 10 Prozent aufgrund nicht besetzter Stellen an, 18 Prozent einen Umsatzrückgang von 10 bis 20 Prozent und 9 Prozent einen von mehr als 20 Prozent. Das ergibt nach Berechnungen von EcoAustria einen durchschnittlichen Umsatzrückgang von 7,4 Prozent. „Inklusive direkter und indirekter Effekte beläuft sich das auf einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 1,2 Mrd. Euro pro Jahr und den Verlust von 9.500 Vollzeit-Arbeitsplätzen: Effekte, die man seinem Standort nie wünscht, in wirtschaftlich so herausfordernden Phasen wie jetzt schon gar nicht!“, fasst Prof. Dr. Monika Köppl-Turyna, Direktorin von EcoAustria, die Ergebnisse der Studie zusammen.

Aktive Maßnahmen notwendig

Köppl-Turyna betont die Notwendigkeit eines konsequenten Personalmanagements und aktiver Maßnahmen seitens der Politik, um finanzielle Risiken zu minimieren und langfristige Entwicklungsmöglichkeiten der Beherbungsbranche zu sichern. Offene Stellen müssten rasch besetzt werden. Darüber hinaus bedürfe es einer Vielzahl von Maßnahmen auf betrieblicher und überbetrieblicher Ebene. „Die Geburtenrate ist zu niedrig, um die offenen Stellen zu besetzen. Wir müssen anderswo gegensteuern, sonst laufen wir sehenden Auges gegen die Wand“, fordert Branchensprecher Veit „konkrete und spürbare Gegenmaßnahmen besser heute als morgen!“

Im Rahmen des ÖHV-Kongresses in Graz präsentierte der Branchensprecher einen umfangreichen Maßnahmenkatalog, der unter anderem eine Glättung der Saisonalität und eine Stärkung des Ganzjahrestourismus vorsieht. Weitere Punkte sind die Attraktivierung der Arbeitsplätze im Tourismus, etwa durch Senkung der Lohnsteuer und der Lohnnebenkosten, sowie die Forcierung der qualifizierten Zuwanderung.

Der ÖHV-Kongress findet noch bis 16. April in Graz statt. 600 Teilnehmer aus der Hotellerie und angrenzenden Wirtschaftsbereichen diskutieren mit Politik, Wissenschaft und Journalismus über die Herausforderungen der Branche.

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Caroline Lechner
Caroline Lechner
Journalist, Redakteur und Herausgeber. E-Mail: [email protected]