Käsestreit eskaliert: Österreich kämpft um Recht auf Emmentaler

Im Kampf um den Emmentaler-Namen geht Österreich auf Konfrontationskurs mit der Schweiz – es geht um Arbeitsplätze, Millionenumsätze und die Zukunft der heimischen Käseproduktion.

Der Klassiker unter den Käsesorten gerät in Europa in heftige Turbulenzen: Die Schweiz will sich den Namen „Emmentaler“ exklusiv sichern – doch Österreich schlägt Alarm. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig macht klar: Hier geht es um viel mehr als um einen Namen. Es geht um den Erhalt von tausenden Arbeitsplätzen, Millionenumsätze und eine ganze Branche, die seit fast einem Jahrhundert auf den Begriff „Emmentaler“ baut.

Herkunftsschutz oder Handelsblockade?

Die Schweiz hat sich bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) den Begriff „Emmentaler“ als geschützte Ursprungsbezeichnung sichern lassen, mit Verweis auf das Emmental im Kanton Bern. Österreich, Deutschland, Frankreich, Polen und die Niederlande stemmen sich dagegen: „Emmentaler“ sei längst ein generischer Begriff, der in ganz Europa für eine Käsesorte steht – ähnlich wie „Gouda“ oder „Camembert“. Ein exklusiver Namensschutz würde etablierte Märkte ins Wanken bringen und Produzenten empfindlich treffen.

Eine Branche in Gefahr: Über 13.700 Tonnen Emmentaler jährlich in Österreich

In Österreich wird Emmentaler seit mehr als 90 Jahren hergestellt, allein 2023 waren es über 13.700 Tonnen. Der Name ist für Produzenten nicht nur ein Etikett, sondern ein zentraler Bestandteil von Markenidentität und Vermarktung. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig warnt:

„Ein Verbot, diesen Namen weiterhin zu verwenden, wäre ein massiver Schaden für unsere heimische Käsewirtschaft. Wir kämpfen jetzt auf dem Rechtsweg für unsere bäuerlichen Betriebe und Verarbeitungsbetriebe.“

Die wirtschaftlichen Folgen wären drastisch: Der Verlust des etablierten Namens könnte Absatzmärkte zerstören, Umstellungen im Marketing verursachen und Existenzen gefährden – besonders in ländlichen Regionen. Zudem droht eine rückwirkende Regelung von bis zu fünf Jahren, die auch bereits produzierte Ware betreffen könnte.

Breite Allianz gegen Schweizer Namensmonopol

Um diese wirtschaftlichen Risiken abzuwenden, hat Österreich beim Europäischen Gericht offiziell den Antrag auf Streithelferschaft gestellt. Gemeinsam mit weiteren EU-Ländern will man verhindern, dass die Schweiz den Begriff exklusiv für sich beansprucht. Auch die EU-Kommission sieht „Emmentaler“ als Gattungsbegriff, dessen Monopolisierung den Wettbewerb verzerren würde.

Totschnig bringt die Brisanz auf den Punkt:

„Hier geht es nicht nur um Etiketten, sondern um Wertschöpfung, Arbeitsplätze und faire Wettbewerbsbedingungen. Emmentaler aus Österreich steht für Qualität und Tradition – und das muss auch so bleiben.“

Entscheidung mit Signalwirkung für die Lebensmittelbranche

Der Europäische Gerichtshof wird nun entscheiden, ob der Begriff weiterhin frei verwendbar bleibt oder ob Österreich seine wichtigste Käsesorte künftig umbenennen muss. Das Verfahren hat Signalwirkung für die gesamte Lebensmittelwirtschaft: Wird der Schweizer Antrag durchgewunken, könnten auch andere traditionelle Produktnamen in Gefahr geraten – mit massiven wirtschaftlichen Folgen für Produzenten in ganz Europa.

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Caroline Lechner
Journalist, Redakteur und Herausgeber. E-Mail: [email protected]