Steuern steigen, Ziele schwinden: Österreich in der Abgabenfalle

Die Abgabenquote steigt – Österreich entfernt sich weiter vom 40-Prozent-Ziel.

Die Steuer- und Abgabenquote in Österreich befindet sich erneut auf dem Vormarsch. Laut aktuellen Zahlen des Finanzministeriums soll sie bis 2026 auf 45,5 % der Wirtschaftsleistung steigen – ein erneuter Rekordwert. Das langfristige politische Ziel, die Quote auf unter 40 Prozent zu senken, scheint damit in weite Ferne zu rücken. Gleichzeitig bleiben die erwarteten Mehreinnahmen aus neuen Steuermaßnahmen hinter den Prognosen zurück.

Dabei ist die Steuerquote mehr als nur eine trockene Kennziffer. Sie hat direkte Auswirkungen auf Haushaltsbudgets, Investitionen und die wirtschaftliche Dynamik des Landes.

Einnahmen steigen – aber nicht wie erwartet

Die Bruttosteuereinnahmen sollen laut Prognose im Jahr 2025 116 Milliarden Euro erreichen – immerhin 3,1 Milliarden mehr als im Vorjahr. Doch im Vergleich zum ursprünglichen Finanzrahmen fehlen rund zwei Milliarden Euro. Grund ist unter anderem die abkühlende Konjunktur, die sich in sinkenden Unternehmens- und Einkommensteuern bemerkbar macht. Beide gehen um etwa 0,1 Prozentpunkte des BIP zurück.

Auch klassische Einnahmequellen wie die Kapitalertragssteuer, Körperschaftsteuer, Umsatzsteuer und Mineralölsteuer entwickeln sich schwächer als erwartet.

Neue Steuern – mehr Einnahmen? Nur teilweise

Trotz der Einführung zusätzlicher Steuerquellen wie der Bankenabgabe, des Energiekrisenbeitrags oder der erhöhten Besteuerung von Stiftungen bleiben viele Einnahmen deutlich hinter den Erwartungen. Die vermögenswirksamen Steuern sollen sich 2026 zwar auf über 60 Millionen Euro verdoppeln, doch im großen Haushaltsrahmen bleibt das ein Tropfen auf den heißen Stein.

OECD-Vergleich: Österreich unter den Top-Steuerländern

Ein Blick über die Landesgrenzen hinaus zeigt, wie hoch die Steuerbelastung für österreichische Arbeitnehmer tatsächlich ist. Laut einer OECD-Analyse zahlt ein durchschnittlicher Single in Österreich fast 47 Prozent seines Brutto-Gehalts an Steuern und Abgaben – einer der höchsten Werte weltweit. Zum Vergleich: Im OECD-Schnitt sind es rund 35 Prozent. Mehr dazu hier: ➡ „So wenig bleibt vom Gehalt übrig“

Entlastung? Vorerst nicht in Sicht

Die politischen Aussichten bleiben angespannt. Eine geplante Entlastung bei den Lohnnebenkosten ab 2027 sei laut Finanzminister Markus Marterbauer aktuell „nicht finanzierbar“, außer es würden Gegenmaßnahmen zur Finanzierung umgesetzt. Bis 2029 wird nur ein marginaler Rückgang auf 45,4 % erwartet – ein symbolischer Wert ohne echte Wirkung für Bürger oder Betriebe.

Steuerdruck wächst – und politische Spielräume schrumpfen

Die Steuer- und Abgabenquote in Österreich steigt – und mit ihr der Druck auf Bürger, Unternehmen und den Standort selbst. Trotz neuer Steuern und wachsender Einnahmen reichen die Mittel nicht, um die staatlichen Ausgaben langfristig zu decken. Gleichzeitig fehlen klare Reformen zur nachhaltigen Entlastung.

Ob Österreich sich in Zukunft wieder dem 40-Prozent-Ziel nähern kann, bleibt fraglich. Sicher ist nur: Die Zeit drängt – und die Steuerzahler spüren es längst.

Teilen:
Picture of Caroline Lechner
Caroline Lechner
Journalist, Redakteur und Herausgeber. E-Mail: [email protected]