Der “Gute Rat für Rückverteilung” hat über die Verteilung des Millionenerbes von Marlene Engelhorn entschieden. Die 25 Millionen gehen an 77 Organisationen.
Die Wiener Millionenerbin Marlene Engelhorn sorgte für Schlagzeilen als sie ankündigte, 25 Millionen ihres Vermögens weitergeben zu wollen. Der Grund: Ihrer Meinung nach sind Vermögen und damit Macht in Österreich ungleich verteilt. Engelhorn rief darauf einen Bürger:innenrat ins Leben, der nun darüber entschieden hat, was mit den Millionen passieren soll. Am Dienstag, den 18. Juni 2024, haben die Ratsmitglieder Elisabeth Klein, Dietmar Feurstein, Kyrillos Gadalla und Angelika Taferner die Ergebnisse zusammen mit Projektleiterin Alexandra Wang präsentiert.
Zu den begünstigten Organisationen zählen das Momentum Institut mit 1,2 Millionen Euro, der Naturschutzbund Österreich mit 1,6 Millionen Euro und das Neunerhaus, an welches ebenfalls knapp 1,6 Millionen Euro gehen. Die vollständige Liste der geförderten Institutionen mit einer genauen Angabe der jeweiligen Summen ist auf der Website des “Guten Rates” zu finden.
Der Gute Rat wünscht sich eine gerechtere Vermögensverteilung, mehr Transparenz und Berichterstattung zum Thema und bessere Daten über sehr große Vermögen, so Elisabeth Klein, Handelsangestellte aus Oberösterreich. Notwendig sei eine sinnvolle Kombination von Erbschafts-, Schenkungs- und Vermögenssteuern, von denen die meisten Menschen gar nicht betroffen seien. Ziel sei es, die Ungleichheit zu verringern und die Steuern auf Arbeit zu senken.
„Arm macht krank und krank macht arm“, zitiert Dietmar Feurstein, Pensionist aus Vorarlberg, aus den Überlegungen des Guten Rats. Das betrifft etwa Menschen mit Behinderungen und jene, die in Armut leben oder von Obdachlosigkeit betroffen sind. Ein wichtiges Anliegen ist den 50 Ratsmitgliedern der Schutz von Frauen vor Gewalt.
Mit dem 17-jährigen Schüler Kyrillos Gadalla aus Wien war auch das jüngste Ratsmitglied vor Ort. Wohnen sei ein Grundrecht, weshalb der Gute Rat Organisationen unterstützt, die sich für leistbares Wohnen einsetzen und Mieter:innen beraten.
Millionen über mehrere Jahre verteilt
Die rund 25 Millionen Euro von Marlene Engelhorn sollen über mehrere Jahre hinweg verteilt werden, um eine gewisse Planbarkeit für die ausgewählten Organisationen zu gewährleisten. Der “Gute Rat”, bestehend aus 50 zufällig ausgewählten Personen, traf sich an sechs Wochenenden in Salzburg, um über die Verteilung der 25 Millionen Euro zu entscheiden. Die Kosten für die An- und Abreise, die Verpflegung und Übernachtung wurden übernommen. Außerdem erhielten die Teilnehmer eine Aufwandsentschädigung.
Marlene Engelhorn sagt zum Ergebnis: „Ein Großteil meines geerbten Vermögens, das mich durch meine Geburt in eine Machtposition gehoben hat, die jedem demokratischen Grundsatz widerspricht, wurde nun im Einklang mit demokratischen Werten rückverteilt. Ich bin den 50 Ratsmitgliedern für ihre Arbeit, die sich nicht allein auf die Rückverteilung beschränkt hat, sondern vor allem die Frage der Auswirkungen unserer ungleichen Vermögensverteilung in den Blick genommen hat, unendlich dankbar. Sie haben sich einem demokratischen Prozess gestellt und gewidmet, und dadurch die gesellschaftlichen Debatten über Demokratie und Mitbestimmung, über Steuergerechtigkeit und soziale Ungleichheit angetrieben. Damit haben sie wesentlich dazu beigetragen, diese wichtigen Themen international zum medialen Schwerpunkt werden zu lassen. Nun sind die politischen Gestalter:innen in ihrer parlamentarischen Verantwortung aufgefordert, dem gerecht zu werden, was diese repräsentative Gruppe der österreichischen Bevölkerung vorgelebt hat.“