Die Nachfrage nach Mietwohnungen ist gestiegen, was zu einer Verknappung des Mietangebots führt. Der Einbruch der gewerblichen Neubautätigkeit könnte die Situation weiter verschärfen.
Die Neubautätigkeit war in Wien im Jahr 2023 sehr hoch. Dadurch gab es ein ausreichendes Angebot an Wohnungen. Heuer hat sich dieses Verhältnis im Vergleich zum Vorjahr stark verändert. Die Nachfrage nach Mietwohnungen ist deutlich gestiegen. Das zeigt eine Auswertung der Suchanfragen, gemessen von der Immobiliensoftware Justimmo. In Wien wurden im ersten Quartal rund 250.000 Anfragen registriert.
Viele Wohnungssuchende am Markt spüren schon das verknappte Mietangebot und steigende Preise. „Für die Mieter ist es in letzter Zeit nicht billiger geworden, vor allem die innerstädtische Mietpreisentwicklung beobachte ich mit Sorge“, erklärt Immobilienmakler Philipp Sulek in einer Aussendung der Wirtschaftskammer Wien. Durch den Einbruch der gewerblichen Bautätigkeit im Neubaubereich könnte sich diese Situation weiter zuspitzen. „Mit dieser Entwicklung, wie sie in den kommenden Jahren bevorsteht, kommt es zu einer weiteren Angebotsverknappung, damit kann es künftig mit den Preisen wieder nach oben gehen“, erklärt Michael Pisecky, Obmann der Fachgruppe Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer Wien..
Verschlechterte Situation für Mieter durch Bestsellerprinzip
Seit Inkrafttreten des Bestellerprinzips im Juli 2023 müssen Wohnungssuchende in Österreich keine Provision mehr zahlen. Makler dürfen nur noch vom ersten Auftraggeber, in der Regel dem Vermieter, eine Provision verlangen. Das Gesetz wirkt sich jedoch negativ auf den Mietwohnungsmarkt aus.
„Seit dem fast einjährigen Bestehen blicken wir auf eine sehr durchwachsene Entwicklung zurück“, erklärt Immobilienmakler Philipp Sulek. „Das öffentlich zugängliche Angebot wird kleiner, Transparenz und Vollständigkeit der Informationen gehen verloren, auch in Folge von immer mehr Angeboten durch Privatpersonen, oftmals die Vormieter. Da die Immobilienmakler meist im Auftrag der Vermieter arbeiten, bleiben im Unterschied zu früher, wo wir als Doppelmakler beide Seiten vertreten haben, die Interessen der Mieter auf der Strecke oder müssen teuer, über Beratung zugekauft werden!“
“In Wien muss mehr gebaut werden”
„Um dem Anstieg der Miet-Nachfrage und auch den dadurch steigenden Preisen Herr zu werden, muss in Wien mehr gebaut werden“, appelliert Pisecky. „Für die Forcierung des geförderten Wohnbaus und auch für die Stimulierung der Nachfrage im Eigentum wurden mit dem Baupaket der Bundesregierung wichtige Akzente gesetzt. Darüber hinaus brauchen wir vor allem auch auf Landesebene Maßnahmen zur Nachverdichtung, d.h. Wohnraumschaffung in der bebauten Stadt, wo wir wenig Infrastrukturkosten und keine Grundkosten haben. Auch bei den Baukosten gibt es noch großen Spielraum wegen überschießender Vorgaben z.B. bei Stellplätzen.“
Die Politik muss hier die richtigen Rahmenbedingungen schaffen und Anreize setzen, um für einen Anstieg der Bautätigkeit im Neubaubereich in Wien zu sorgen.