Energiewende mit Power: Stromgesetz bringt Entlastung

Ein umfassendes Reformpaket soll den österreichischen Strommarkt endlich fit für die Zukunft machen – mit günstigeren Preisen, weniger Bürokratie und mehr Klimaschutz.

Österreich steht vor der größten Strommarktreform seit zwei Jahrzehnten – ein mutiger Schritt, der viele Weichen neu stellt. Das neue Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG), aktuell in der vierwöchigen Begutachtungsphase, soll nicht weniger leisten als die Modernisierung des gesamten Stromsystems. Ziele: günstigere Strompreise, ein stabiles Netz, neue Anreize für die Energiewende – und damit mehr Planungssicherheit für Verbraucher und Unternehmen.

Laut einer Presseaussendung des Bundesministeriums für Wirtschaft, Energie und Tourismus soll das Gesetz Haushalte gezielt entlasten, Investitionen erleichtern und die Wettbewerbsfähigkeit stärken. Minister Wolfgang Hattmannsdorfer spricht von einem „neuen Pragmatismus in der Energiepolitik“.

Günstiger Strom für alle: Sozialtarif, Preisgarantie & Co.

Ein zentrales Element des ElWG ist die neue Strompreis-Runter-Garantie: Wenn Energieversorger günstiger einkaufen, sollen auch die Kunden davon profitieren. Zudem wird ein bundeseinheitlicher Sozialtarif eingeführt – 6 Cent pro Kilowattstunde bis zu einem Jahresverbrauch von 2.900 kWh. Das soll insbesondere Haushalte mit niedrigen Einkommen – wie Mindestpensionisten – spürbar entlasten.

Auch dynamische Stromverträge und zeitvariable Netzentgelte bieten neue Sparmöglichkeiten: Wer etwa seine E-Auto-Ladung oder Waschmaschine in günstige Tageszeiten legt, kann bares Geld sparen. Für mehr Transparenz sorgen künftig vereinfachte Stromrechnungen und ein Hinweis auf den Tarifkalkulator.

Versorgungssicherheit und Netzstabilität

Nicht nur die Preise, auch die Stabilität des Stromnetzes steht im Fokus der Reform. Netzüberlastungen, wie sie durch stark wachsende Einspeisung von PV-Strom entstehen, sollen durch technische Maßnahmen wie die temporäre Spitzenkappung vermieden werden.

Gleichzeitig wird die Stromweitergabe innerhalb der Nachbarschaft ermöglicht: Wer selbst Strom produziert, darf ihn künftig direkt – und kostenlos – an Familie oder Nachbarn weitergeben. Das spart Netzkosten, stärkt die lokale Versorgung und bringt eine neue soziale Komponente in die Energiewende.

Mehr Fairness und Tempo für die Energiewende

Auch strukturell wird aufgeräumt: Netzanschlüsse sollen planbarer werden, Teilanschlüsse schnellere Inbetriebnahmen ermöglichen. Damit kommen neue PV-Anlagen oder Speicher zügiger ans Netz. Zusätzlich verpflichten sich öffentliche Energieversorger stärker dem Gemeinwohl – und damit der Preisstabilität.

Ein weiterer Meilenstein: Die Einbindung von Energiegemeinschaften, Hybridanlagen und Peer-to-Peer-Modellen wird erleichtert. Das schafft Raum für innovative Geschäftsmodelle, die bislang an bürokratischen Hürden scheiterten.

Ein Gesetz für Strom, der morgen wirkt

Die Reform des Strommarkts kommt spät – die EU-Strombinnenmarktrichtlinie hätte schon 2021 umgesetzt werden müssen. Doch mit dem Start der Begutachtung des ElWG und intensiven Gesprächen mit Brüssel konnte eine EU-Strafzahlung vorerst verhindert werden.

Was jetzt zählt: Die gute Idee muss zügig und praxisnah umgesetzt werden. Denn Strom ist längst mehr als nur Energie – er ist Infrastruktur, Wirtschaftsfaktor und Klimaschutzinstrument in einem.

Fazit: Der Strommarkt wird neu gedacht

Das ElWG ist ein ambitionierter Schritt in Richtung eines gerechteren, stabileren und moderneren Strommarktes. Es geht nicht nur um Preise – es geht um Versorgungssicherheit, Klimaschutz, und Chancengleichheit. Wenn Umsetzung und Kontrolle funktionieren, könnte dieses Gesetz tatsächlich das Fundament für das Stromsystem des 21. Jahrhunderts legen – und Österreich ein gutes Stück unabhängiger und zukunftsfit machen.

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Caroline Lechner
Journalist, Redakteur und Herausgeber. E-Mail: [email protected]