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“Krankes” Gesundheitssystem: Immer mehr Menschen gehen zu Wahlärzten

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Das österreichische Gesundheitssystem verkommt immer mehr zu einer Zwei-Klassen-Medizin. AK-Präsident Stangl: Der Zugang zur Gesundheitsversorgung in Oberösterreich darf nicht vom Einkommen abhängen”.

Unser Gesundheitssystem ist “krank”. Das zeigt eine IFES-Umfrage im Auftrag der AK Oberösterreich. Nur mehr weniger als die Hälfte der Befragten (47 Prozent) bewertet das Gesundheitssystem positiv, jeder Sechste ist wenig oder gar nicht zufrieden. Mit zunehmendem Alter nimmt die Zufriedenheit weiter ab: von 56 Prozent bei den unter 30-Jährigen auf rund 45 Prozent bei den über 40-Jährigen. Die kassenärztliche Versorgung wird von der Hälfte der Befragten als kritisch bis schlecht bewertet. Das häufigste Problem sind lange Wartezeiten auf Termine oder dass man gar keinen Facharzttermin bekommt, weil keine neuen Patienten aufgenommen werden.

Immer mehr Menschen suchen Wahlärzte auf. Gründe dafür sind die schnelle Terminvergabe (54 Prozent), die erwartete Behandlungsqualität (45 Prozent) oder weil sie keinen Termin in einer Kassenordination bekommen haben (20 Prozent). Von den Befragten haben bereits 28 Prozent eine private Zusatzversicherung.

Patientenmilliarde als „Marketing-Gag“

Die AK Oberösterreich kritisiert, dass sich das Gesundheitssystem immer mehr zu einer Zwei-Klassen-Medizin entwickelt. „Der Zugang zur Gesundheitsversorgung in Oberösterreich darf nicht vom Einkommen abhängen“, so AK-Präsident Andreas Stangl in einer aktuellen Aussendung. Die im Zuge der Krankenkassenzusammenlegung groß angekündigte Patientenmilliarde sei nichts anderes als ein „Marketing-Gag“.

Gefordert wird, dass die versprochene Patientenmilliarde eingelöst wird und dass die oberösterreichischen Rücklagen der ÖGK im Bundesland investiert und damit für die Patienten in Oberösterreich verwendet werden. Eine weitere Forderung der AK Oberösterreich ist die sofortige Einbindung der ÖGK-Landesstelle in die Planungen zum Ausbau der Kassenarztstellen. Es braucht eine Besetzung der versprochenen 17 zusätzlichen Kassenarztstellen für Oberösterreich sowie Maßnahmen, um die rund 50 bereits offenen Stellen rasch zu besetzen. Wie die AK weiter betont, braucht Oberösterreich mittelfristig 135 Kassenarztstellen mehr als bisher und in der Krankenversicherung eine echte Selbstverwaltung anstelle der Parität zwischen Versicherten und Arbeitgebern.

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Caroline Lechner
Caroline Lechner
Journalist, Redakteur und Herausgeber. E-Mail: [email protected]