In Österreich bleiben seit 2021 Überstunden im Wert von 5,7 Milliarden Euro unbezahlt.
In Österreich leisten Voll- und Teilzeitbeschäftigte seit 2021 Überstunden und Mehrarbeit im Wert von 5,7 Milliarden Euro, ohne dafür eine Vergütung zu erhalten. Allein im Jahr 2024 entfielen vorsichtig geschätzt rund 1,5 Milliarden Euro auf 42 Millionen unbezahlte Stunden, darunter 7,3 Millionen Stunden in Oberösterreich.
„Viele führen leidenschaftlich Debatten über angeblich zu wenig Überstundenbereitschaft oder unangemessene Teilzeitarbeit. Dabei werden nicht einmal die geleisteten Mehr- und Überstunden bezahlt. Anstatt sich über die Arbeitnehmer:innen zu beschweren, sollten die schwarzen Schafe unter den Arbeitgebern in die Pflicht genommen werden““,
kritisiert AK-Präsident Andreas Stangl.
Regionale Unterschiede und Zahlen
Die meisten Überstunden werden in Niederösterreich, gefolgt von Wien und Oberösterreich, erbracht. In Oberösterreich entfiel von 29,2 Millionen geleisteten Überstunden etwa ein Viertel auf nicht abgegoltene Arbeitszeit – weder in Form von Geld noch Zeitausgleich.
Diese unbezahlte Arbeit wirkt sich nicht nur negativ auf die Gehaltssituation der Arbeitnehmer aus, sondern schwächt auch das Steueraufkommen und die Sozialversicherungssysteme. Laut AK fehlen dem Staat damit finanzielle Ressourcen, die gerade angesichts der Budgetkonsolidierung dringend benötigt werden.
AK fordert konkrete Maßnahmen
Die Arbeiterkammer Oberösterreich hat klare Forderungen formuliert, um den Missstand zu beheben:
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Korrekte Bezahlung von Überstunden und Mehrarbeit
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Abschaffung kurzer Verfallsfristen, stattdessen dreijährige Verjährung für Überstundenansprüche
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Strengere Sanktionen bei Arbeitszeitbetrug
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Recht auf Vollzeitarbeitsplätze bzw. Stundenaufstockung, sofern möglich
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Rechtsanspruch auf gebührenfreie, vollzeittaugliche Kinderbildung und -betreuung
- Einen einheitlichen gesetzlichen Mehrarbeits- bzw. Überstundenzuschlag von mindestens 50 Prozent für Voll- und Teilzeit (statt nur 25 Prozent bei Teilzeit).
Tipps für Arbeitnehmer: AK Zeitspeicher nutzen
Um Ansprüche im Streitfall durchsetzen zu können, empfiehlt die Arbeiterkammer die minutengenaue Dokumentation der Arbeitszeit. Der AK Zeitspeicher ermöglicht eine einfache, anonyme Aufzeichnung der geleisteten Stunden, auch ohne Unterschrift des Arbeitgebers.
Missstand erkennen, Rechte sichern
Die unbezahlten Überstunden in Österreich zeigen einen systematischen Missstand, der dringend adressiert werden muss. Mit klaren gesetzlichen Regelungen, strengeren Kontrollen und der richtigen Dokumentation können Arbeitnehmer ihre Rechte sichern und die faire Vergütung ihrer Arbeit einfordern.
Die AK fordert daher nicht nur faire Bezahlung, sondern auch strukturelle Reformen für mehr Arbeitszeitsicherheit und soziale Gerechtigkeit.