ÖGB fordert: Mehr Jobs, faire Energiepreise und keine Kürzungen

Trotz wirtschaftlicher Erholung warnt der ÖGB vor steigender Arbeitslosigkeit und fordert aktive Arbeitsmarktpolitik sowie leistbare Energiepreise.

Die Konjunktur zieht leicht an, doch für viele Menschen in Österreich ist von Aufschwung keine Spur. Laut der aktuellen Wirtschaftsprognose von WIFO und IHS wird die Arbeitslosigkeit 2025 wieder steigen – und zwar auf 7,5 Prozent. Besonders betroffen: Industrie und Bau.

Vor diesem Hintergrund erhöht der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) den Druck auf die Politik. Gefordert wird nicht weniger als eine Neuausrichtung der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik, um Arbeitsplätze zu sichern und die Bevölkerung vor explodierenden Preisen zu schützen.

Arbeitslosigkeit steigt – gezielte Impulse gefordert

Obwohl sich das BIP laut WIFO leicht erholt, hinkt der Arbeitsmarkt deutlich hinterher. Der ÖGB sieht deshalb dringenden Handlungsbedarf. Statt Sparpaketen brauche es Investitionen in Beschäftigung, Infrastruktur und Industrie. Nur so könne die Nachfrage gestärkt und der Jobverlust gestoppt werden.

Auch ältere Arbeitnehmer seien besonders betroffen. Laut AMS-Statistik lag die Zahl der über 55-Jährigen ohne Job zuletzt auf einem Rekordhoch. Der ÖGB fordert daher gezielte Fördermaßnahmen für Betriebe, die ältere Beschäftigte integrieren.

Steuerpolitik: Belastung fair verteilen

In der Debatte um Budgetkonsolidierung spricht sich der ÖGB klar gegen Kürzungen zulasten der arbeitenden Bevölkerung aus. Vielmehr brauche es eine gerechte Besteuerung großer Vermögen und Erbschaften, um langfristige soziale Stabilität zu sichern. Damit will man nicht nur die Einnahmenseite stärken, sondern auch sozialen Ausgleich schaffen – ein zentraler Pfeiler gewerkschaftlicher Forderungen.

Energiepreise unter Kontrolle bringen

Besonders besorgt zeigt sich der ÖGB über mögliche Preisschübe bei Energie, insbesondere aufgrund geopolitischer Unsicherheiten im Nahen Osten. Um Haushalte effektiv zu schützen, brauche es laut ÖGB jetzt gesetzliche Instrumente für Preiseingriffe. Die aktuell laufenden Verhandlungen zum neuen Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) könnten hier entscheidende Hebel bieten.

Der ÖGB betont: Energieversorgung muss leistbar, sicher und nachhaltig sein – und nicht ausschließlich auf Profitmaximierung basieren. Energieversorger sollen stärker in die Verantwortung genommen werden, um ein faires Preisniveau sicherzustellen.

Pensionsdebatte: Realitätsferne Forderungen?

Ein weiterer Kritikpunkt des ÖGB ist die aktuelle Diskussion rund um eine Erhöhung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters. Angesichts der schwierigen Lage am Arbeitsmarkt sei dies völlig realitätsfern. Besonders Menschen über 55 hätten oft kaum Chancen auf eine neue Beschäftigung, wie aktuelle Zahlen des Sozialministeriums zeigen. Der ÖGB fordert daher stattdessen, Betriebe stärker in die Pflicht zu nehmen und altersgerechte Arbeitsplätze zu schaffen.

Fazit: Investieren statt kürzen – für einen stabilen Arbeitsmarkt

Die Prognosen sprechen eine klare Sprache: Auch wenn sich die Konjunktur leicht erholt, droht vielen Menschen der soziale Absturz. Der ÖGB fordert daher konsequente Maßnahmen – von einer aktiven Arbeitsmarktpolitik über fair gestaltete Steuerreformen bis hin zu gezielten Preiseingriffen bei Energie.

Wer jetzt nur auf Sparen setzt, riskiert langfristige soziale und wirtschaftliche Verwerfungen. Österreich braucht eine Politik, die auf Gerechtigkeit, Beschäftigung und Versorgungssicherheit setzt – nicht auf Kürzungen und Verzögerungen.

Teilen:
Picture of Caroline Lechner
Caroline Lechner
Journalist, Redakteur und Herausgeber. E-Mail: [email protected]