700 Millionen Euro jährlich: Hohe Kosten durch „Zwischenparken“ beim AMS

Eine neue WIFO-Studie im Auftrag der Arbeiterkammer OÖ zeigt: Das „Zwischenparken“ von Beschäftigten beim AMS kostet jährlich bis zu 700 Millionen Euro – zulasten von Beitragszahlern und Arbeitslosenversicherung.

Ein Systemfehler mit Ansage? Laut einer aktuellen WIFO-Studie im Auftrag der Arbeiterkammer Oberösterreich führt das sogenannte „Zwischenparken“ von Beschäftigten beim AMS zu enormen Kosten für das Sozialsystem – bis zu 700 Millionen Euro pro Jahr. Unternehmen sparen sich in der Zeit sämtliche Personalkosten, während die Allgemeinheit die Rechnung zahlt.

Wenn Kündigungen zum Kalkül werden

Das „Zwischenparken“, offiziell als temporärer Layoff bezeichnet, ist eine wachsende Personalstrategie: Arbeitnehmer werden für Wochen oder Monate in die Arbeitslosigkeit geschickt, um später wieder eingestellt zu werden – meist beim gleichen Unternehmen.

Diese Praxis betrifft laut Studie rund 170.000 Beschäftigte jährlich. Besonders betroffen: Arbeiter, Menschen mit Pflichtschulabschluss oder Lehrabschluss – und Branchen wie Bau, Tourismus und die Arbeitskräfteüberlassung.

Das kostet richtig – vor allem jene, die wenig haben

Betroffene erhalten in dieser Phase nur 55 % ihres vorherigen Nettoeinkommens. Das bedeutet massive finanzielle Einbußen. Über 82.000 Menschen erleiden bis zu zwei Monate Einkommensverlust, bei weiteren 88.000 dauert dieser sogar bis zu einem Jahr.

„Besonders für die betroffenen Arbeitnehmer hat dieses System gravierende Folgen“, warnt AK-Präsident Andreas Stangl. „Sie finden sich oft in einem wiederkehrenden Zyklus von Arbeitslosigkeit und befristeter Wiedereinstellung wieder.“

Wer zahlt die Zeche?

Die Studie beziffert die Kosten für Arbeitslosengeld, Notstandshilfe und Sozialversicherungsbeiträge auf 600 bis 700 Millionen Euro jährlich. Das bedeutet: Unternehmen externalisieren ihr unternehmerisches Risiko und lagern Personalkosten auf die öffentliche Hand aus.

Besonders kritisch: Diese Praxis verfälscht die Arbeitslosenquote. Laut Berechnungen des WIFO sind 14 Prozent aller offiziell gemeldeten Arbeitslosen im Jahr 2023 auf das „Zwischenparken“ von Beschäftigten zurückzuführen. Ohne diese Praxis wäre die Arbeitslosenquote um rund einen Prozentpunkt niedriger.

Forderungen: Verantwortung zurück an die Arbeitgeber

Die Arbeiterkammer Oberösterreich fordert daher eine Mitverantwortung der Betriebe, die solche Strategien anwenden.

  • Beteiligung der Unternehmen an den von ihnen verursachten Kosten

  • Mehr Kontrolle durch das AMS

  • Förderung von Kurzarbeit als Alternative

  • Strengere Durchsetzung des Frühwarnsystems

„Das gezielte Verhindern dieser Unternehmenspolitik hätte zwei große Vorteile: Wir würden die Arbeitslosigkeit deutlich reduzieren – und hätten mehr Mittel für eine aktive Arbeitsmarktpolitik“, so Stangl weiter.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache

Was zunächst wie ein betriebswirtschaftlicher Trick erscheinen mag, entpuppt sich als strukturelles Problem mit weitreichenden Folgen – für Beschäftigte, für das AMS und für den Staatshaushalt. Die aktuelle Praxis des Zwischenparkens ist teuer, sozial ungerecht und langfristig kontraproduktiv.

Jetzt liegt es an der Politik und den Institutionen, die richtigen Konsequenzen zu ziehen – im Sinne eines faireren und transparenteren Arbeitsmarktes.

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Caroline Lechner
Journalist, Redakteur und Herausgeber. E-Mail: [email protected]