Lebensmittelpreis: Bei den Landwirten kommen oft nur ein paar Cent an

Vom Feld ins Regal: Warum heimische Landwirtschaft wenig abbekommt.

Trotz steigender Lebensmittelpreise landet nur ein Bruchteil bei den heimischen Bäuerinnen und Bauern.

Die Diskussion um Lebensmittelpreise wird oft hitzig geführt – doch wer genau profitiert, bleibt verborgen. „Von den Lebensmittelpreisen kommen in der Landwirtschaft oft nur ein paar Cent an, die Gewinne landen woanders“, erklärt Andreas Steinegger, Präsident der Landwirtschaftskammer Steiermark in einer aktuellen Aussendung. Die Landwirtschaft ist kein Preistreiber. Ganz im Gegenteil: Sie steht unter massivem Druck, während Handel, Verarbeitung und Importe den größten Teil der Einnahmen einstreichen.

So wenig bleibt für die Landwirtschaft

Ein Blick auf die Zahlen zeigt, wie wenig bei den Bauern ankommt:

Produkt Endverbraucherpreis Anteil Landwirtschaft
Semmel 0,39 € 0,015 € (3,7 %)
Mischbrot (1 kg) 3,40 € 0,18 € (5,4 %)
Schweinsschnitzel im Restaurant 18,50 € 0,53 € (2,8 %)
Apfel (1 kg) 2,40 € 0,50 € (21 %)

Ob Brot, Fleisch oder Obst – der Anteil der Landwirtschaft am Endpreis ist winzig. Selbst im Restaurant bleibt für das Schweinsschnitzel weniger als 3 Prozent des Preises bei den Bauern hängen.

Wer verdient am Essen der Österreicher?

Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO, 2025) bestätigt die Schieflage: Von 100 Euro, die ein Haushalt im Lebensmittelhandel oder Restaurant ausgibt, landen nur 4 Euro bei der heimischen Landwirtschaft, 14 Euro beim Handel, 34 Euro fließen ins Ausland – etwa für Energie, Maschinen, Patente und importierte Produkte wie Kaffee, Tee oder Südfrüchte.

„Um herauszufinden, wer am Essen wirklich verdient, brauchen wir für alle Sektoren von der Produktion bis ins Regal volle Preistransparenz. Nur mit diesen Fakten ist erkennbar, wer am Essen tatsächlich verdient“, fordert Steinegger. Frankreich zeigt, wie ein solches System funktioniert – und was es für faire Preise bewirken kann.

Regional einkaufen – ein einfacher Hebel mit großer Wirkung

Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer betont die Bedeutung regionaler Lebensmittel: „Regionalität und Saisonalität müssen Priorität haben – beim Einkauf und in Großküchen.“ Initiativen wie Großküchengipfel, Partnerschaften mit United Against Waste und das Bäuerliche Versorgungsnetzwerk stärken die heimische Landwirtschaft.

Ursula Reiter, Obstbäuerin aus Gleisdorf, bringt es auf den Punkt: „Lebensmittel müssen nicht fliegen! Schon kleine Veränderungen beim Einkauf können Großes bewirken. Wenn jeder Haushalt nur 3,50 Euro mehr für heimische Produkte ausgibt, entstehen 500 neue Arbeitsplätze in der Steiermark und 3.100 in Österreich.“

Bauernanteil erhöhen, heimische Versorgung sichern

Die heimische Landwirtschaft bildet das Fundament unserer Ernährung – doch die Gewinne fließen größtenteils in andere Sektoren. Mehr Preistransparenz, bewusster regionaler Einkauf und politische Unterstützung sind der Schlüssel, um die Position der Bauern zu stärken. Wer beim Einkauf clever wählt, sichert Qualität, Tierwohl und Arbeitsplätze direkt in Österreich – und sorgt dafür, dass das Geld da landet, wo es hingehört: bei den Menschen, die unsere Lebensmittel erzeugen.

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Caroline Lechner
Journalist, Redakteur und Herausgeber. E-Mail: [email protected]