Stillstand statt Aufbruch: Arbeitslosenzahl steigt weiter

Österreichs Arbeitsmarkt zwischen Hoffnung und Stillstand.

Österreichs Arbeitsmarkt zeigt sich im Juli 2025 weiter angespannt. Trotz eines leichten Anstiegs bei der Beschäftigung nimmt die Zahl der Arbeitslosen erneut zu – betroffen sind alle Altersgruppen und Bundesländer. Besonders auffällig: der starke Zuwachs bei Langzeitarbeitslosen und die anhaltende wirtschaftliche Stagnation. Auch die Zahl der freien Dienstverträge wächst deutlich – ein Trend mit Licht und Schatten.

Arbeitslosigkeit steigt im Juli weiter – Beschäftigungsplus ohne Wirkung?

Die aktuellen Datendes Bundesministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMASGPK) zeichnen ein gemischtes Bild: Ende Juli 2025 waren 289.968 Menschen in Österreich arbeitslos gemeldet – das sind 15.000 mehr als im Vorjahr (+5,5 %). Die Registerarbeitslosenquote liegt bei 6,7 %, ein Anstieg von 0,3 Prozentpunkten.

Zwar konnte die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse leicht aufgestockt werden – geschätzt um etwa +16.000 Stellen im Vergleich zum Vorjahr – doch der Anstieg der Arbeitslosigkeit überwiegt derzeit. Die wirtschaftliche Gesamtstimmung bleibt gedrückt. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) prognostiziert für 2025 ein Nullwachstum, das Institut für Höhere Studien (IHS) geht von +0,1 % aus. Frühestens 2026 ist mit einer Trendwende am Arbeitsmarkt zu rechnen.

Frauen, Jugendliche und Langzeitarbeitslose besonders betroffen

Die aktuellen Entwicklungen betreffen alle Bevölkerungsgruppen, doch einige trifft es besonders hart:

  • Frauen: +6,8 % mehr arbeitslos gemeldete Frauen im Vergleich zum Juli 2024

  • Männer: +4,3 % Zuwachs bei der männlichen Arbeitslosigkeit

  • Jugendarbeitslosigkeit: +3,7 % – erstmals unterdurchschnittlicher Anstieg, aber keine Entwarnung

  • Langzeitarbeitslose: Über 90.500 Personen sind seit mindestens einem Jahr beim AMS vorgemerkt, das sind rund +8.100 mehr als 2024 (+9,8 %)

Auch die Zahl der beim AMS registrierten sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden ist um +7,3 % gestiegen. Ein Zeichen dafür, dass Jugendliche zunehmend Schwierigkeiten haben, rasch in den Beruf einzusteigen.

Freie Dienstverträge: Trend zur Flexibilisierung – mit Schattenseiten

Eine bemerkenswerte Entwicklung zeigt sich bei den freien Dienstverhältnissen. Im Juni 2025 wurden laut BMASGPK:

  • 15.200 vollversicherte freie Dienstverträge gezählt (+3,9 %)

  • Zusätzlich 26.900 geringfügige Dienstverhältnisse registriert (+6,5 %)

Besonders Männer sind von diesem Trend betroffen: Der Anstieg bei freien Dienstverträgen über der Geringfügigkeitsgrenze liegt bei +7,2 %, während er bei Frauen nahezu stagniert (+0,2 %).

Interessant ist der Blick auf Branchen:

  • Gesundheits- und Sozialwesen: 20,7 % aller freien Dienstverhältnisse

  • Erziehung und Unterricht: 16,7 %

  • Wissenschaftlich-technische Dienstleistungen: 13,5 %

  • Kurier- und Lieferdienste: Hier ist die Zahl freier Dienstverträge um das Vierfache gestiegen – auch aufgrund des Booms bei Essens- und Paketzustellungen

Diese Entwicklung zeigt klar: Neue, flexible Beschäftigungsformen gewinnen an Bedeutung, bringen aber oft weniger Sicherheit für Arbeitnehmer.

2026 bringt Veränderungen: Mehr Schutz für freie Dienstnehmer

Ab Jänner 2026 treten neue Regelungen für freie Dienstverhältnisse in Kraft. Sie sollen mehr Rechtssicherheit und soziale Absicherung schaffen. Arbeitsministerin Korinna Schumann erklärt:

„Ab Jänner 2026 werden die Bedingungen für freie Dienstnehmer:innen in Österreich – durch geregelte Mindestentgelte und klare Kündigungsfristen – deutlich verbessert.“

Ziel ist es, Umgehungen arbeitsrechtlicher Standards zu verhindern und faire Bedingungen für moderne Beschäftigungsformen zu schaffen.

Österreich reformiert Arbeitsmarkt: Neue Kündigungsfristen und Schutzrechte

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Caroline Lechner
Journalist, Redakteur und Herausgeber. E-Mail: [email protected]