Österreich wird teurer – und zwar spürbar. Ab dem 1. Juli 2025 tritt eine Welle von Gebührenerhöhungen in Kraft, die viele Bürger direkt im Alltag trifft. Ob Reisepass, Führerschein oder Gesundheitsleistungen: In zahlreichen Bereichen steigen die Kosten teilweise um bis zu 48 %. Der Grund: Eine umfassende Anpassung an die Inflation, wie es sie seit 2011 nicht mehr gab.
Die Maßnahmen sind Teil des Sparkurses der Regierung, sorgen jedoch auch für Kritik aus Politik und Bevölkerung. Was sich konkret ändert, wer betroffen ist und wie viel teurer es wird.
Gebühren für Dokumente steigen kräftig
Den deutlichsten Preissprung erleben Bürger bei der Ausstellung amtlicher Dokumente. Der neue Reisepass kostet nun 112 Euro – bisher waren es 75,90 Euro. Auch der Führerschein verteuert sich auf 90 Euro (vorher 60,50 Euro). Für den Zulassungsschein sind künftig sogar 178 Euro fällig – das bedeutet ein Plus von fast 50 %.
Weitere Beispiele:
Dokument | Bisher | Neu ab 1.7.2025 |
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Personalausweis | 61,50 € | 91 € |
Namensänderung | 382,60 € | 567 € |
Staatsbürgerschaftsantrag | 1.115 € | 1.488 € |
Eheschließung | 50 € | 74 € |
Waffenbesitzkarte | 74,40 € | 110 € |
Waffenpass | 118,40 € | 175 € |
Die Grundlage für diese Anpassungen bildet eine inflationsbedingte Erhöhung der Bundesgebühren um 48,2 %, wie das Bundesministerium für Finanzen bestätigt hat.
Gesundheitsbereich: E-Card teurer, neue Selbstbehalte bei Krankentransporten
Auch im Gesundheitssystem steigen die Kosten. Besonders betroffen: die E-Card. Die jährliche Servicegebühr wird beinahe verdoppelt – von bisher 13,80 Euro auf 25 Euro. Ab 2026 gilt diese Gebühr auch für Pensionisten, die bislang befreit waren.
Neu eingeführt werden Selbstbehalte bei Krankentransporten:
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Krankenbeförderung (z. B. mit Taxi): 7,55 €
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Krankentransport mit Sanitätern: 15,10 €
Kostenfrei bleiben Fahrten zu Dialyse, Strahlen- oder Chemotherapie sowie Notfalltransporte.
Zigarettenpreise steigen ebenfalls
Die Tabaksteuer steigt weiter – eine Entwicklung, die bereits 2022 gesetzlich festgelegt wurde. Ab Juli 2025 folgt nun der nächste Schritt: Die Mindeststeuer beträgt nun 83,50 € pro 1.000 Zigaretten. Die Tabakkonzerne haben die Mehrkosten bereits im Frühjahr auf Konsumenten umgelegt: Viele Marken wurden um 20 bis 50 Cent pro Packung teurer. Jetzt ziehen weitere Hersteller wie Japan Tobacco International nach.
Autofahrer zahlen drauf
Die Teuerung macht auch vor Autofahrern nicht halt. Die Ausstellung eines neuen Führerscheins kostet jetzt 90 Euro – fast 30 Euro mehr als bisher. Die Pkw-Zulassung verteuert sich deutlich: Mit Bearbeitungs- und Verwaltungsgebühren liegt man bei rund 265 Euro. Auch andere Verkehrsgebühren werden im Zuge der Indexanpassung erhöht.
Kritik an den Maßnahmen bleibt nicht aus
Opposition und Interessenvertretungen äußern Kritik. Sozialverbände warnen vor einer „unverhältnismäßigen Belastung“ für Menschen mit niedrigen Einkommen. Die FPÖ spricht von einer “Abzocke auf dem Rücken der Bevölkerung”. Auch Senioren- und Behindertenvertreter bemängeln, dass die neuen Selbstbehalte im Gesundheitsbereich soziale Ungleichheiten verstärken könnten.
Die Regierung rechtfertigt die Erhöhungen mit der Notwendigkeit zur Budgetkonsolidierung und verweist auf die lange zurückliegende letzte Anpassung der Gebühren.
Was Bürger jetzt wissen sollten
Der 1. Juli bringt eine breite Welle an Teuerungen – viele davon betreffen essenzielle Bereiche wie Gesundheit, Mobilität und Verwaltung. Während die Indexierung nach über zehn Jahren grundsätzlich nachvollziehbar ist, sorgt die geballte Umsetzung in einem Schritt für Unmut.
Wer in nächster Zeit amtliche Dokumente beantragen muss, sollte sich auf deutlich höhere Kosten vorbereiten – ebenso wie Nutzer des Gesundheitssystems. Auch kleine alltägliche Ausgaben – etwa für Zigaretten – steigen weiter. Kritisch bleibt vor allem, dass viele Preissteigerungen einkommensunabhängig erfolgen und damit auch jene treffen, die ohnehin knapp kalkulieren müssen.