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Klimabonus gestrichen, E-Card teurer: Die harten Sparmaßnahmen im Überblick

Bild: Pixabay

Mit dem neuen Milliarden-Sparpaket der Regierung müssen sich viele Österreicher auf finanzielle Einschnitte und steigende Kosten einstellen.

„Österreich kann, wenn es will“, erklärte Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) bei der Präsentation des neuen Doppelbudgets – und genau das soll das Land jetzt unter Beweis stellen. Mit drastischen Kürzungen, Steuererhöhungen und der Streichung beliebter Förderungen wie dem Klimabonus will die Regierung das Budgetdefizit schrittweise auf unter 3 Prozent drücken. Doch der Sparkurs trifft vor allem Bürger:innen im Alltag – von teureren E-Cards über höhere Kosten für das Klimaticket bis hin zu ausbleibenden Familienförderungen. Was bedeutet das für uns alle?

Die Sparmaßnahmen im Detail: Wo der Rotstift angesetzt wird

Sozialleistungen auf dem Prüfstand

Einen besonders harten Schlag versetzt das Budget jenen, die auf staatliche Leistungen angewiesen sind. Zahlreiche familien- und sozialpolitische Leistungen werden nicht mehr automatisch an die Inflation angepasst. Diese sogenannte „Valorisierungspause“ betrifft unter anderem:

  • Familienbeihilfe

  • Kinderbetreuungsgeld

  • Rehabilitationsgeld

  • Studienbeihilfe

  • Familienzeitbonus

  • Schulstartgeld

Durch diese Maßnahme spart die Regierung in den kommenden zwei Jahren mehrere Hundert Millionen Euro.

Zudem wird die bisherige Bildungskarenz gestrichen. Als Ersatz ist ein neues Modell namens „Weiterbildungszeit“ geplant, das jedoch stärker zielgerichtet sein soll. Dennoch bedeutet die Umstellung kurzfristig eine Einsparung von 240 Millionen Euro im Jahr 2025 und 650 Millionen Euro im Jahr 2026.

Auch geringfügig Beschäftigte werden künftig teilweise von der Arbeitslosenunterstützung ausgeschlossen, was weitere 110 Millionen Euro ins Budget spült.

 

Pensionen: Mehr Beiträge, weniger Optionen

Im Bereich der Pensionen setzt die Regierung auf strukturelle Einschnitte:

  • Teilpensionen sollen neu geregelt werden

  • Der Zugang zur Korridorpension wird erschwert

Dadurch erwartet man sich Einsparungen von 633 Millionen Euro ab 2026, bis 2029 sollen es knapp 1,9 Milliarden Euro sein.

Zusätzlich werden Krankenversicherungsbeiträge für Pensionist:innen auf 6 % der Bruttopension erhöht, was allein 2025 rund 600 Millionen Euro und 2026 bereits 1,2 Milliarden Euro bringt.

 

Klimapolitik: Förderungen gekürzt, Klimabonus gestrichen

Ein zentrales und emotional besetztes Thema ist der Klimaschutz. Der bisher jährlich ausgezahlte Klimabonus, der je nach Wohnort und Mobilitätsverhalten bis zu 220 Euro pro Person betrug, wird ab 2025 gestrichen. Allein dieser Schritt bringt dem Staat zwei Milliarden Euro im kommenden Jahr.

Auch bei Förderprogrammen für Energiewende, thermische Sanierung und Heizungstausch wird gekürzt. Der Klima- und Energiefonds verliert über 300 Millionen Euro jährlich, ebenso das Transformationsprogramm für die Industrie.

 

Klimaticket wird teurer: Mehr zahlen, weniger Leistung

Das beliebte Klimaticket, das viele Pendler:innen und umweltbewusste Bürger:innen nutzen, wird deutlich teurer:

  • Ab 1. August 2025 kostet es 1.300 Euro (statt bisher 1.179,30 Euro)

  • Ab 1. Januar 2026 sogar 1.400 Euro

  • Der ermäßigte Preis steigt von 821 Euro auf zunächst 975 Euro und danach auf 1.050 Euro

  • Das Gratisticket für 18-Jährige entfällt komplett

Das Finanzministerium rechnet dadurch mit Mehreinnahmen von 120 Millionen Euro (2025) und 150 Millionen Euro (2026).

Wichtige Sparmaßnahmen im Budget 2025

Maßnahme Betrifft Einsparungen
Klimabonus abgeschafft Alle Bürger:innen 2 Milliarden Euro
E-Card-Gebühr erhöht Versicherte, Pensionist:innen +11,2 Millionen Euro
Klimaticket teurer Pendler:innen, ÖPNV-Nutzer:innen 120 Millionen Euro (2025)
Einsparungen bei Sozialleistungen Familien, Studierende, Arbeitslose Mehrere Hundert Millionen

Streichkonzert bei Förderungen

Quer durch alle Ressorts wird bei Subventionen und Förderprogrammen gespart:

  • Breitbandförderung: -150 Millionen Euro

  • Land- und Forstwirtschaft: -110 Mio. (2025), -25 Mio. (2026)

  • Investitionsprämie: fällt ab 2026 komplett weg

  • Kunst und Kultur: -5 Millionen Euro jährlich

  • Sportförderung: -15 Millionen Euro

  • Förderungen für religiöse Minderheiten werden ebenfalls gekürzt

Insgesamt plant die Regierung bis 2029 eine Reduktion nicht zwingend notwendiger Subventionen im Ausmaß von 2,1 Milliarden Euro.

Auch das Außenministerium spart kräftig – unter anderem bei der Entwicklungszusammenarbeit, die von 219 Millionen auf 148,9 Millionen Euro bis 2026 schrumpft.

Zusätzliche Einnahmen: Steuertricks und Gebühren

Die Regierung finanziert das Budget nicht nur über Einsparungen, sondern auch über neue Einnahmequellen:

  • Ein Drittel der kalten Progression wird ab 2026 einbehalten – ein stiller Steueranstieg

  • Ein „Umwidmungszuschlag“ bei der Umwidmung von Agrar- in Bauland bringt bis zu 50 Mio. jährlich

  • Wettgebühr steigt auf 5 % → 100 Mio. Euro jährlich

  • Glücksspielabgaben werden erhöht → +71 Mio. bis 2026

  • Die Umsatzsteuerbefreiung für Photovoltaik fällt ab April 2025 → +175 Mio. Euro

  • Energiekrisenbeiträge bleiben bis 2029/2030 → +200 Mio. Euro jährlich

  • Dividendenabschöpfung bei Staatsbeteiligungen wird erhöht (ÖBAG, Asfinag, ÖBB)

Nicht zuletzt trifft es auch alle Versicherten: Die E-Card-Servicegebühr steigt von 13,80 auf 25 Euro, künftig auch für Pensionisten.

Zusätzliche Einnahmen: Steuertricks und Gebühren

Die Bundesregierung hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt – und nimmt dafür auch tiefe Einschnitte in das soziale Netz und die Umweltpolitik in Kauf. Die Belastungen sind klar spürbar: für Familien, Studierende, Senior:innen und Klimaschützer:innen gleichermaßen.

Ob dieser Sparkurs am Ende tatsächlich ausreicht, um die EU-Defizitgrenze nachhaltig zu unterschreiten, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Die kommenden Jahre werden für viele finanziell härter.

Die zentrale Frage lautet: Wie viel Sparpolitik verträgt der gesellschaftliche Zusammenhalt?

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Caroline Lechner
Caroline Lechner
Journalist, Redakteur und Herausgeber. E-Mail: [email protected]