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ORF-Haushaltsabgabe: Steigende Beschwerden, fehlende Hilfe

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Die Arbeiterkammer Tirol fordert dringend Verbesserungen beim ORF-Beitragsservice – bevor die nächste Umstellung 2026 noch mehr Chaos verursacht.

Ein „Service-Desaster“ mit Ansage?

Seit Anfang 2024 ersetzt die ORF-Haushaltsabgabe die frühere GIS-Gebühr. Was politisch als fairere Lösung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk verkauft wurde, sorgt mittlerweile bei vielen Bürger:innen für Ärger – besonders in Tirol, wie die Arbeiterkammer Tirol (AK Tirol) berichtet. Der zuständige Kundenservice, die ORF-Beitrags Service GmbH (OBS), wird mit einer wahren Beschwerdeflut konfrontiert – und die Lage könnte sich ab 2026 drastisch verschärfen.

Überlastete Hotlines und verzögerte Bearbeitung

Wie die AK Tirol in einer Aussendung berichtet, häufen sich Beschwerden von Konsument:innen:

  • Telefonische Zusagen bleiben folgenlos

  • Bearbeitungen verzögern sich teils wochenlang

  • Trotz fristgerechter Klärungsversuche flattern Mahnungen und Inkassoforderungen ins Haus

  • Doppelte Beitragsnummern führen zu Mehrfachzahlungen

  • Selbst gebührenbefreite Gruppen wie Lehrlinge oder Studierende werden falsch abgemahnt

Hinzu kommt: Die OBS-Hotline ist oft schwer erreichbar, mit Wartezeiten von bis zu 30 Minuten – ein Zustand, der laut AK-Präsident Erwin Zangerl nicht länger tragbar ist. (Quelle: AK Tirol)

Ab 2026: Nur noch Jahreszahlung mit Erlagschein – große Belastung für viele

Besonders brisant wird es mit einer Änderung der Zahlungsmodalitäten ab 2026: Wer nicht auf SEPA-Lastschriftverfahren umsteigen möchte, muss die ORF-Abgabe von 220,80 Euro pro Jahr künftig in einer Summe zu Jahresbeginn überweisen. Die gewohnte Zahlung alle zwei Monate mit Erlagschein wird es dann nicht mehr geben.

Diese Umstellung trifft besonders:

  • Einkommensschwache Haushalte

  • Senior:innen, die mit digitalen Bezahlformen wenig vertraut sind

  • Menschen ohne automatisierte Bankverbindungen

Zangerl warnt vor den sozialpolitischen Auswirkungen dieser Maßnahme und sieht darin ein weiteres Beispiel dafür, dass Zentralisierung häufig zu Verschlechterungen für Bürger:innen führt – wie bereits bei FinanzOnline oder der ÖGK.

ORF-Einnahmen steigen – Servicequalität hinkt hinterher

Während die Zahl der Haushalte, die den ORF-Beitrag zahlen müssen, auf über 4 Millionen steigt (vorher 3,3 Mio. unter GIS), rechnet der ORF mit jährlichen Einnahmen von rund 800 Millionen Euro – also mehr als 120 Mio. Euro zusätzlich im Vergleich zum Vorjahr.

Und doch bleibt die Servicequalität beim OBS unzureichend. Die AK Tirol fordert deshalb:

  • Aufstockung des OBS-Personals

  • Regionale Anlaufstellen vor Ort

  • Wiederzulassung alternativer Zahlungsrhythmen mit Erlagschein

AK Tirol fordert klare Verbesserungen beim ORF-Kundenservice

Für die Jahre 2026 und 2027 verlangt die Arbeiterkammer Tirol von der Bundesregierung eine Erhöhung der Aufwandsentschädigung für das OBS, damit mehr Ressourcen für den Kundenservice bereitstehen. „Es braucht ausreichend Mitarbeiter und regionale Beratungsstellen vor Ort, die sich der Fragen und Probleme der Betroffenen annehmen. Die Zahlungsoptionen mittels Erlagschein – auch halbjährlich und zweimonatlich – müssen aufrecht erhalten werden“, so Zangerl.

Zeit zum Handeln – bevor das Chaos größer wird

Die ORF-Haushaltsabgabe ist gekommen, um zu bleiben. Doch der Umgang mit den zahlenden Haushalten lässt aktuell zu wünschen übrig. Wenn ab 2026 neue Regelungen greifen, wird der Druck auf das OBS noch weiter steigen. Die Forderungen der AK Tirol nach mehr Personal, besseren Zahlungsoptionen und regionalem Support sind mehr als gerechtfertigt – sie sind dringend notwendig, um Vertrauen und Fairness im System wiederherzustellen.

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Caroline Lechner
Caroline Lechner
Journalist, Redakteur und Herausgeber. E-Mail: [email protected]