Warum Österreichs Steuerzahler tiefer in die Tasche greifen müssen

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Die Steuer- und Abgabenquote in Österreich steigt weiter – was bedeutet das für Steuerzahler und die wirtschaftliche Zukunft des Landes?

Österreichs Steuer- und Abgabenquote kennt seit Jahren nur eine Richtung – nach oben. Während die Politik das Ziel von 40 % ausgegeben hat, entfernt sich das Land zunehmend von diesem Wert. Laut aktueller Finanzprognosen soll die Quote bis 2026 auf 45,5 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) steigen. Das bedeutet: Fast jeder zweite Euro, der in Österreich erwirtschaftet wird, fließt an den Staat.

Doch woran liegt das – und was bedeutet das konkret für Steuerzahler, Arbeitnehmer und Unternehmen?

Ein Land unter Steuerdruck

Für das Jahr 2025 rechnet das Finanzministerium mit rund 116 Milliarden Euro Bruttosteuereinnahmen – ein Plus von 3,1 Milliarden gegenüber dem Vorjahr. Trotzdem liegt dieser Wert 2 Milliarden Euro unter den Erwartungen, die im Finanzrahmen 2023 prognostiziert wurden. Der Grund liegt in der konjunkturellen Abkühlung, die sich direkt auf zentrale Einnahmequellen wie Körperschaftsteuer und Einkommensteuer auswirkt.

Beide sinken anteilig um je 0,1 Prozentpunkte des BIP. Auch andere bedeutende Einnahmequellen wie Umsatzsteuer, Kapitalertragsteuer und Mineralölsteuer liefern weniger als geplant.

Steuerfreie Prämien und Entlastungsmaßnahmen

Ein weiterer Faktor: Die steuerfreie Mitarbeiterprämie reduziert zwar die Steuerlast einzelner Arbeitnehmer, schmälert aber gleichzeitig das Steueraufkommen. Gleichzeitig steigen jedoch die Einnahmen aus der Lohnsteuer stärker als erwartet – plus 1,1 Milliarden Euro gegenüber 2024, wovon etwa 500 Millionen Euro über den ursprünglichen Schätzungen liegen. Ursache sind gestiegene Löhne und Gehälter.

Neue Steuern bringen Zusatz-Einnahmen

Um die Einnahmenseite zu stabilisieren, hat die Regierung mehrere neue Maßnahmen umgesetzt:

  • Bankenabgabe

  • Energiekrisenbeitrag

  • Energieabgabe

  • Stiftungsbesteuerung (2026 Anstieg von 30 auf über 60 Mio. Euro)

Diese Maßnahmen bringen zwar kurzfristige Zusatzeinnahmen, ändern aber nichts an der strukturellen Schieflage. Die Steuerquote bleibt hoch – zu hoch für viele Kritiker.

Österreich im internationalen Vergleich: Hohe Belastung für Arbeitnehmer

Ein Blick über die Grenzen zeigt: Österreich zählt zu den Ländern mit der höchsten Steuer- und Abgabenbelastung in Europa. Laut einer Analyse der OECD verlieren Arbeitnehmer mit einem durchschnittlichen Bruttogehalt rund 800 Euro pro Monat im Vergleich zu Kolleginnen und Kollegen in Staaten mit niedrigerer Steuerlast. Besonders spürbar ist das bei der Abgabenbelastung auf Arbeit – ein Faktor, der laut Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) Standortnachteile mit sich bringt.

Hoffnung auf Entlastung? Wohl erst ab 2029

Die Prognosen des Finanzministeriums zeichnen ein klares Bild:

  • 2024: Steuerquote bei 45,3 %

  • 2026: Anstieg auf 45,5 %

  • 2029: leichter Rückgang auf 45,4 % möglich

Eine spürbare Entlastung – etwa durch die Reduktion von Lohnnebenkosten – ist frühestens ab 2027 im Gespräch. Doch Finanzminister Markus Marterbauer dämpfte bereits die Erwartungen: Ohne eine klare Gegenfinanzierung seien solche Maßnahmen nicht tragbar.

Reformdruck steigt – Entlastung ist überfällig

Die hohe Abgabenquote belastet nicht nur Bürger, sondern auch den Standort Österreich. Unternehmen investieren zurückhaltender, Konsumenten verlieren Kaufkraft, und der Staat gerät zunehmend unter Reformdruck. Expertinnen und Experten fordern seit Jahren eine breite Steuerstrukturreform, die sowohl Entlastung bringt als auch das System langfristig stabilisiert.

Denn ohne grundlegendes Umdenken wird die 40-Prozent-Marke wohl ein Wunschtraum bleiben – und Österreich sich weiter im Kreis drehen: hohe Last, wenig Entlastung und wachsender Frust.

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Caroline Lechner
Journalist, Redakteur und Herausgeber. E-Mail: [email protected]