Zwei Monatseinkäufe wandern in den Müll: Ein Skandal in Zahlen

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In Österreich wird jährlich Essen im Wert von bis zu 800 Euro pro Haushalt weggeworfen. Gleichzeitig leiden viele Menschen unter Ernährungsarmut. Was sich ändern muss – und wie jeder Einzelne helfen kann.

Es klingt absurd – und ist doch Realität: In Österreich landen jedes Jahr rund eine Million Tonnen Lebensmittel im Müll. Der Großteil davon – ganze 60 Prozent – stammt nicht aus Supermärkten oder der Gastronomie, sondern direkt aus Privathaushalten. Das entspricht etwa 75 Kilogramm pro Person und Jahr – also dem Inhalt von etwa zwei großen Monatseinkäufen.

Und nicht nur Lebensmittel landen in der Tonne, sondern auch bares Geld: Bis zu 800 Euro wirft ein durchschnittlicher Haushalt jährlich weg, schätzt der Verein Land schafft Leben.

„Vor allem Brot, Obst und Gemüse landen viel zu oft im Müll. Das ist nicht nur eine unglaubliche Verschwendung, sondern auch ein Weckruf“, erklärt Maria Fanninger, Gründerin des Vereins.

Ein volles Einkaufswagerl für die Tonne, leere Teller bei anderen

Während viele zu viel einkaufen und dann entsorgen, fehlt es anderen am Notwendigsten. Laut Die Tafel Österreich leben rund 420.000 Menschen in Österreich in schwerer Ernährungsarmut. Das bedeutet: Der Kühlschrank bleibt leer, Mahlzeiten werden ausgelassen, Hunger ist Alltag.

„Allein von 2023 auf 2024 ist die Zahl jener, die wir versorgen, um 67 Prozent gestiegen – darunter immer mehr Kinder und Jugendliche“, berichtet Alexandra Gruber, Geschäftsführerin der Tafel Österreich.

Diese Ungleichverteilung von Nahrung ist in einem der reichsten Länder Europas ein Alarmsignal. Lebensmittel, die auf dem Müll landen, könnten hungrige Mägen füllen – würden sie rechtzeitig umverteilt oder gar nicht erst verschwendet.

Lösungen: Bildung, Aufklärung und Engagement

Doch es tut sich etwas: Initiativen wie „Land schafft Leben“ und „Die Tafel Österreich“ setzen auf Bewusstseinsbildung – vor allem bei Kindern und Jugendlichen.

Die Tafel bietet mit der Wanderausstellung „GewissensBISS“, dem Sensorik-Labor und der Kampagne „Ist das noch gut?“ kreative Bildungsprojekte rund um Haltbarkeit, Lagerung und Wertschätzung von Lebensmitteln.

Auch „Land schafft Leben“ stellt kostenlose Unterrichtsmaterialien für Schulen zur Verfügung. Dabei geht es nicht nur um Ernährung, sondern auch um Themen wie Konsumverhalten, Lebensmittelherkunft und Müllvermeidung – angepasst an alle Altersstufen.

Ziel: Ein bewussterer Umgang mit Lebensmitteln soll schon früh zur Selbstverständlichkeit werden.

Was jeder Einzelne tun kann

Lebensmittelverschwendung lässt sich mit kleinen Schritten im Alltag reduzieren:

  • Einkaufslisten schreiben und nicht hungrig einkaufen

  • Produkte mit nahendem Mindesthaltbarkeitsdatum bewusst auswählen

  • Reste verwerten und einfrieren statt wegwerfen

  • Gemüse mit „Schönheitsfehlern“ nicht aussortieren

  • Bewusst mit dem MHD umgehen – „mindestens haltbar bis“ ist kein Verfallsdatum!

Denn jedes Stück Brot, das nicht im Müll landet, ist ein kleiner Beitrag gegen Verschwendung – und ein Zeichen der Solidarität mit jenen, die weniger haben.

Fazit: Ein Umdenken ist möglich – und nötig

Lebensmittel sind wertvoll – ökologisch, sozial und wirtschaftlich. Wenn jährlich Essen im Wert von hunderten Millionen Euro in der Tonne landet, während andere nicht satt werden, läuft etwas grundlegend falsch. Die gute Nachricht: Wir alle können dazu beitragen, diesen Trend zu stoppen. Mit mehr Achtsamkeit beim Einkaufen, Kochen und Konsumieren. Denn am Ende zählt jedes Lebensmittel – und jede Entscheidung.

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Caroline Lechner
Journalist, Redakteur und Herausgeber. E-Mail: [email protected]